Der Tag, der ist so wohl vergangen
der Tag verging, der Abend kam
Ich muss noch heut abend,an diesem Feierabend
vor meiner Herzliebsten ihr Fenster gehn
Und wie er vor das Fenster kam
da fing er an, er singt ein Lied
er singt so hübsch, er singt so fein
Bis dass sein Liebchen vom Schlafen erwacht
„Ach, Schwester, ach, Schwester, herzliebste Schwester
hört an, hört an, was freit mir da drauss?
Ich höre viel pfeifen und auch die Schalmeien
Wollt Gott, dass ich da draussen wär!“
„Ach, Schwester, ach, Schwester, herzliebste Schwester
Sei still und rühr dich nit
Sonst wenn dich unser Vater oder Mlutter gehören
gross Leid wär uns alle beid geschehen“
„Was frag ich nach Vater, was frag ich nach Mutter
Vor meine Schlafkammertür muss ich gehen
um meinen Herzallerliebsten anzuhören
von meinetwegen steht er hier“
Am Morgen tut sie früh aufstehen
ihr schneeweissen Händchen wollt sie waschen gehn
Was fand sie an ihrem schneeweissen Finger?
von rotem Gold ein Ringelein
Die Mutter tat da nichts als fragen
wo sie diesen Ring bekommen hätt
Der Vater, der tat ja nicht danach fragen
ob sie den Reiter genommen hätt
„Ich will ihm nachreisen von Weg zu Steg
will ihn totschiessen, wo ich ihn krät“
„Schiesst ihr ihn tot, bin ich Witfrau
Lasst ihr ihn leben, so hab ich ein Mann“
Text und Musik :anonym – in Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (1926)
„Vorgesungen von der Bickel-Kättel . Aufgenommen von J. Edel im Februar 1914.“