Der Tag, der ist so freudenreich
aller Kreature
denn Gottes Sohn vom Himmelreich
über die Nature
von einer Jungfrau ist geborn,
Maria, du bist auserkorn,
daß du Mutter wärest.
Was geschah so wunderlich?
Gottes Sohn vom Himmelreich
der ist Mensch geboren.
Ein Kindelein so löbelich
ist uns geboren
heute von einer Jungfrau säuberlich
zu Trost uns armen Leuten.
Wär’ uns das Kindlein nicht geborn,
so wärn wir allzumal verlorn
das Heil ist unser aller
Ei, du süßer Jesu Christ
daß du Mensch geboren bist
behüt uns vor der Hölle
Groß’ Wunderding sich bald begab,
wie uns die Schrift tut melden
ein Engel kam vom Himmel herab
zu´n Hirten auf das Felde.
Ein großes Licht sie da umfing,
der Engel Gottes zu ihn’n ging,
verkündt ihn’n neue Märe,
daß zu Bethlehem in der Stadt
ein’ Jungfrau den geboren hat
der aller Heiland wäre.
Die Hirten wurden freudenvoll
da sie den Trost empfingen
Ein jeder das Kind sehen wollt
gen Bethlehem sie gingen
In einer Kripp’, gewickelt ein
da fanden sie das Kindelein
wie ihn’ der Engel sagte.
Sie fielen nieder all’ zugleich
und lobten Gott vom Himmelreich
der sie so hätt’ begnadet.
Dem sollen wir auch danken schon
um seine großen Gaben
die wir sein’ allerliebsten Sohn
von ihm empfangen haben
in eines kleinen Kind’s Gestalt
der doch regiert mit aller G’walt
im Himmel und auf Erden.
Dem sei Lob, Ehr’ und Preis bereit’
samt Heil’gem Geist in Ewigkeit
von allen Kreaturen
Text und Musik: Übersetzung eines unbekannten Verfassers von dem lateinischen Lied „Dies est laetitia“ aus dem späten 14. oder frühem 15. Jahrhundert. Die ersten beiden Strophen auf deutsch auch schon aus dem 15. Jahrhundert, die Strophen 3-5 erstmals in Leipzig 1525. Die Strophen 3 – 5 lauteten ursprünglich wie folgt:
Als die sonn durchscheint das glas
mit ihrem klaren scheine
und doch nicht versehret das
so merket all gemeine:
gleicher Weis geboren ward
von einer Jungfrau rein und zart
Gottes Sohn der Werlde
In ein Kripp ward er geleit
große Marter für uns leit
hie auf diser erde
Die hirten auf dem felde warn
erfuhren newe märe
von den engelischen scharn
wie Christ geboren wäre
ein könig über alle könig groß
Herod die red gar ser verdroß
auß sant er seine boten
ei wie gar ein falsche list
erdacht er wider Jesum Christ!
die kindlein ließ er töten
Luther hat das Lied oft in seinen Predigten erwähnt: es sei schon lange bekannt gewesen, aber nicht verstanden worden. // Blume S. 13; EKG Nr. 18; Erk-Böhme III, Nr. 1927; Hoffmann S. 197 f.; Klusen S. 102 f.; Liliencron S. 78 ff. (Nr. 24); Weihnachtslieder S. 69 und 84.
Die zweite Strophe „Ein Kindelein so löbelich“ wurde in der Sammlung von Cyriakus Spangenberg: Zwölf christliche Lobgesänge, Wittenberg 1545 zur Anfangsstrophe eines neuen Liedes mit derselben Melodie.