Der Tag beginnt die Nacht vergeht (1818)

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Der Tag beginnt die Nacht vergeht
die Sonn aus Wolken aufersteht
ein Morgenrot bricht aus der Nacht
Ihr lieben Bürger, seid munter und wacht
und lobet Gott in der Höhe

Aus Königs Brust der Tag anbricht
die Herrenschar erträgt ihn nicht
sie schreit: „Zu was soll er taugen?
er sticht und brennt in den Augen“

Und Öffentlichkeit und Heimlichkeit
rüsten sich gegeneinander zum Streit
Daß es Heimlichkeit nicht gewinne
Bürger, wacht auf der Zinne

Öffentlichkeit führt ein König an
Heimlichkeit ist ein Herrenplan
im Königsschild strahlt die Sonne mit Liebe
aus dem Herrenschild schielt eine Eule gar trübe

Ihr Wächter, jauchzt! die Sonne siegt
die Schar der Eulen unterliegt
ein Morgenrot bricht aus der Nacht
Ihr lieben Bürger, seid munter und wacht
und lobet Gott in der Höhe!

„Aus dem Volksfreund aus Schwaben vom 9. Dezember 1818, S. 453, nach der Vorbemerkung der Redaktion von einem Gemeindedeputierten eingesandt“ – in: Steiff , Württemberg , Nr. 244, S. 885 ff. „Des Nachtwächters Ruf beim Tagesanbruch“

bei Steinitz II, 1962: „Steiffs ausführlichem Kommentar entnehme ich: Um 1818, als der König von Württemberg gegen den Widerstand der „Herrenschar“, der Vertreter des Alten in den Ständen, gewisse Reformen plante und zum Teil durchführte, standen sich „Neu und Alt wie Öffentlichkeit und Heimlichkeit einander gegenüber und dieses Verhältnis ist es, das unser  Gedicht gegen die Verfechter des alten Rechts in glücklicher Weise verwertet.“ —  Nach Steiffs Ansicht ist der Verfasser des Nachtwächterrufes Justinus Kerner


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