Der Sommer fährt uns von hinnen
Die Lüftlein sind worden kalt
Mir liebt für all mein Sinne
Ein Röslein, ist Wohlgestalt
Wie möcht ich das erheben
Für Reif, für Schnees Frost!
Den Winter wollt ich es tragen
Verschwunden ist all mein Klagen
Wann sie ist wohlbehut
Vor manchem dummen Mut
O, wie weh mir Scheiden tut
von meinem Röslein rot
Ich sah mir in grüner Aue
Viel manches Röslein ston
Die lieblich warn anzuschauen
von Farben gemalet schon
Da sah ich unter allen
Ein Röslein in dem Tal
Das tat mir baß gefallen
Die Schönste mit reichem Schalle
Bei den andern Röslein stan
Wie bald ich zu ihr saß
Nieder in das grüne Gras
von dem Tau da ward ich naß
Der Tau that auf mich reren
Der Tröpflein manche Zahl
Daran gedenk, mein Röslein roch!
Uns sang die Nachtigall
Sie tat so lieblich singen,
Daß es im Wald erhall
Erst Hub ich mich an zu dringen
Wol durch den Klee herspringen:
Mein Hoffnung die war groß.
Erst eilt ich fürhin baß
Und da mein Feinslieb was.
Zu großer Freude gefiel ihr das.
Weich aus, du arger Winter
Weich kürzlich aus dem Land
Mit deinem kalten Winde
Darvon verderben bald
Die edlen Röslein alle
Die auf dem Felde ston
Herwieder kummt uns der Maien
Des sollen wir uns freuen
Der Sommer fährt täglich daher
Wär ich meins Buhlen gewährt
Alls, was mein Herz begehrt
Ich Hätt groß Freud auf dieser Erd
Ich kam für ein Fronfeste.
Wie bald ich mich dazu kehrt
Da ich mein Feinslieb Weste!
Das was meins Herzen Begehr
Da fand ich sie alleine an einer Zinne stan
Mein Trauren das war kleine
Die Schönste die ich meine
Die Tor wurden aufgeton
Erst ward ich eingelon
Und ward empfangen gar schon
Das Fräulein ward mir zu Lohn.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1649 „Das Röslein im Tal“, ohne Melodie)
in Bergkreyen (1536) Nr. 4. In der Ausgabe der neulich aufgefundenen Zwickauer Bergreihen von 1531 durch John Meier, Halle 1893. steht das Lied als Nr. 3 und fehlen drei Zeilen in 4. Str. — Gleichlautend bis auf die Schreibung in der Heidelberger Handschrift 343, Fol. 18. Eine Melodie hat sich nicht gefunden. (Böhme)