Der schöne Mai ist kommen
er zieret Berg und Tal
hat allen Frost benommen
Streut Blüten überall
Die Nachtigall früh singt
und lockt uns in das Feld
wen diese Zeit nicht zwingt
zur Freud, taugt nicht in d`Welt
Der Blumenduft erquicket
Die Augen, Herz und Sinn,
So vor schier wollt ersticken
In dumpfer Stuben drin.
Die Wies als Teppich ziert
Sich selbst und lädt uns ein,
Zu sitzen, da man spürt
Der klaren Bächlein Schein.
Faulenzer sind zu strafen
Mit der Melancholei,
Die solche Zeit mit Schlafen
Zubringen ohne Reu,
Die sich im Nest versteckt
Und schaun die Morgenröt,
Erst wenn die Sonn aufdeckt
Den Vorhang vor dem Bett.
J. J. Prinner (1624 – 1694 )