Der Müller ging spazieren aus
er ging bis an den Grunwald naus
begegnen ihm drei Räuber
Ei Müller liebster Müller mein
wißt ihr kein schwanger Fräuelein
wir wollen eine kaufen
Der Müller verschwört sein Leib und Seel
er nirgends von einer wissen will
bis er hatt selber eine
Der Eine griff in Schubsack nein
dreihundert Dukaten die warn sein
für seine schwangre Fraue
Ei Herre lieber Herre mein
für dreihundert Dukaten wird sie nicht sein
ihr müßt mir sie teurer bezahlen
Der Andre griff in Schubsack nein
fünfhundert Dukaten die warn sein
dem Müller für sein Fraue
Da hast da hast du Müller mein
fünfhundert Dukaten die sind dein
für deine schwangre Fraue
Und wie der Müller derheime kam
die Müllerin saß beim Ofenspan
ihr Herz tat ihr erschrecken
Ach Müllerin liebste Müllerin mein
ich hab heut kauft drei wilde Schwein
ihr müßt sie mir helfen eintreiben
Ach Müller liebster Müller mein
wie soll ich sie helfen treiben ein
ich kann kaum s´Ehn überschreiten
Und wie sie vor in den Grunwald kam
so sah sie wohl bald die drei Räuber stahn
ihr Herz tat ihr erschrecken
Ach Müller liebster Müller mein
und sind denn das die drei wilden Schwein
die ich dir soll helfen eintreiben
Ach Müllerin liebe Müllerin mein
wo wärn denn das die drei wilden Schwein
die du mir sollst helfen eintreiben
Der Eine greift in Schubsack nein
ein weißes Tüchlein das war sein
verbinden der Müllerin die Augen
Der Andre tat ein Würfelspiel
der Dritte schmiß das Messer hin
welcher wird denn ihr sHerz abreißen
Der Herr der ritt spazieren aus
er ritt bis vor den Grunwald naus
die Hunde wollen nicht bellen
Ach Knecht du liebster Knechte mein
was mag denn wohl da drinne sein
die Hunde wollen nicht bellen
Ach Herre liebster Herre mein
s ist wohl mein jüngstes Schwesterlein
ihr Herz ward abgerissen
Er schwang sie vor sich auf sein Roß
er ritt bis vor das hobe Schloß
mit Müllers seiner Fraue
Der Herr erließ ein scharf Gebot
Soll jeder Mann sich stelln ins Schloß
mit Weib und Kind und Gesinde
Es kam jeder Mann mit Weib und Kind
dazu mit ganzem Hausgesind
der Müller kam gar alleine
Ach Müller liebster Müller mein
wo hast denn du dein Fräuelein
die arme schwangre Fraue
Es ist schon heut der neunte Tag
daß ich sie zu Freunden geschicket hab
sie soll noch immer heim kommen
O Müller liebster Müller mein
da hast du liegen dein Fräuelein
die arme schwangre Fraue
Der Müllerin grub man ein tiefes Grab
den Müller flocht man auf das Rad
jedes Glied tun sie ihm brechen
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Diese Fassung von Müllertücke in: J.G. Meinert: „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens (1817)
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 39b)
Das Ehn = gedielter Fußboden , s´Ehn überschreiten : über das Zimmer gehen (Gehört zu eben, ebnen = ehmen in der Mundart) – Schwangerschaft