Der Müller auf seim Rößlein saß

»

Ich weiß mir eine feine Weberin
viel lieber wär sie eine Müllerin
so fern auf jener Aue
Blieb sie daheim bei ihrem Mann
hülf ihm das Körnlein bauen , ja bauen

Der Müller auf seim Rößlein saß,
Gar wohl er in die Mühle sah,
Er thät dem Annely winken,
O Annelin, liebstes Annelin mein,
Hilf mir den Wein austrinken.

Und da der Wein austrunken war,
Da kam ein grober Bauer dar,
Er bracht dem Müller Säcke,
Der Müller dacht in seinem Sinn,
Hätt Korn ich drein gemessen.

Der Müller in die Mühle trat,
Er wünscht den Säcken guten Tag,
Thät in die Lauten schlagen,
Und welcher Sack nit tanzen will,
Den nimmt er bei dem Kragen.

Das Bäurlein in die Mühle trat,
Er wünscht dem Müller guten Tag,
Darzu ein guten Morgen,
Dank hab, Dank hab du grober Baur,
Was willstu bei mir holen.

Das Bauerlein in die Mühle schreit,
Müller hast mir das Mehl bereit?
Du hast mirs halber gestolen,
Du lügst, du lügst du grober Bauer,
Ist mir in der Mühl verstoben.

Das Bäurlein aus der Mühle trat,
Das Annelein ihm die Wahrheit sagt,
Du hast der Kleie vergessen,
Ach nein, ach nein, liebs Annelin,
Des Müllers Schwein han’s gessen.

Der Müller hätt die fettsten Schwein,
Die in dem Lande mögen seyn,
Er mästs aus Bauern Säcken.
Da muß sich mancher arme Bauer
Sein Mägd und Knecht früh wecken.

Der Müller war sogar verwegen,
Er ist dem Bauer in Weg gelegen,
Es hat ihn sehr verdrossen,
Dasselbig that das Müllerlein gut,
Ist ihm gar übel erschossen.

Der Müller gäb ein Batzen drum,
Daß man ihms Liedlein nimmer sung,
Er thuts gar übel hassen,
Singt man das in der Stuben nit,
So singt mans auf der Gassen.

Der uns das Liedlein neu gesang,
Ein grober Bauer ist er genannt.
Er hats gar wohl gesungen,
Er hat drei Säck in die Mühle gethan,
Sind ihm zwey wiederkommen.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Der große Steinitz I (16 A)

Ohne Melodie im Frankfurter Liederbuch von 1582, Nr. 173 -auch Ludwig Uhland , 266a
Steinitz fragt, ob die 1. Strophe ursprünglich zu diesem Lied gehörte? Da sie auch nicht in der Fassung im Wunderhorn steht. Sie scheint eher zum Lied vom Bauer im Heu zu gehören. Uhland erwähnt auch eine niederdeutsche Fassung – Uhland 266b , niederdeutsches Liederbuch um 1600
-> Der diebische Müller .

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1580 : Zeitraum:
Orte:
Archivnummer: BSMA A

500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)


CDs und Bücher mit Der Müller auf seim Rößlein saß:

Anmerkungen zu "Der Müller auf seim Rößlein saß"

Das Lied spielt auch eine Rolle in „Man muß sich nur zu helfen wissen“ in „Böhmische Sagen aus alten Quellen geschöpft“ (Von Oskar Wiener, 1919, S. 173)