Der Mond ist aufgegangen

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Der Mond ist aufgegangen

Der Mond ist aufgegangen
die gold´nen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar

Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämmerung Hülle
So traulich und so hold
Gleich einer stillen Kammer
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt

Seht ihr den Mond dort stehen
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön
So sind wohl manche Sachen
Die wir getrost verlachen
Weil unsere Augen sie nicht seh’n

Wir stolzen Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott. laß dein Heil uns schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und wenn du uns genommen,
Laß uns in’n Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn ihr Brüder
In Gottes Namen nieder
Kalt ist der Abendhauch
Verschon uns Gott die Strafen
Und laßt uns ruhig schlafen
Und unser’n kranken Nachbar auch

Text: Matthias Claudius (1773)
Melodie: J. A. Peter Schulz (1790)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1790 : Zeitraum:
Schlagwort:

CDs und Bücher mit Der Mond ist aufgegangen:

Anmerkungen zu "Der Mond ist aufgegangen"

Lied nach einem Gedicht von Mattias Claudius von 1778, zuerst abgedruckt in „Vossischer Musenalmanach“ von 1779. In „Die volkstümlichen Lieder der Deutschen“ von 1895 schlicht als „Abendlied“ überschrieben und mit den falschen Jahreszahlen 1773 u. 1774. In Holzapfel „Liedverzeichnis“ steht Verfasser „Asmus“ Claudius 1778, dann „Lieder für das Volk“, 1780.

Die Melodie von Johann Abraham Peter Schulz dann 1790 in „Lieder im Volkston„, in Anlehnung an das etwa 150 Jahre ältere „Nun ruhen alle Wälder„. Weitere aber nicht annähernd so populäre Vertonungen von Johann Friedrich Reichardt (1779), J. A. Hiller (ebenfalls 1790) Michael Haydn (um 1801), Fr, Schubert (1816).  Auch auf die Melodie von „Innsbruck ich muss dich lassen“ bzw „O Welt ich muss dich lassen“ (Geistliches Wunderhorn, 2001).

J. G. Herder wollte das „Abendlied“ bereits vor der Entstehung der heute so populären Melodie als typisches Volkslied verstanden wissen (Volkslieder, Bd. 2, 1779). Seit der Entstehung häufig in Gebrauchsliederbüchern, Schulliederbüchern, Chorliederbüchern. Vielleicht das populärste deutsche Volkslied, auch wenn es im eigentlichen Sinne ein volkstümliches Lied bzw Kunstlied ist.

Holzapfel nennt zahlreiche Parodien: „Der Mond ist eingefangen von Sonden schon begangen“ (Dieter Höss, 1967), „die Neonröhren prangen in Strassen hell und klar“ (1987) „Der Stasi ist gegangen, Mercedes-Sternlein prangen“ (1990)

"Der Mond ist aufgegangen" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Mildheimer Liederbuch (1799 u. 1815) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert (Friedlaender, 1902) — Zupfgeigenhansl (1913) — Kaiserliederbuch (1915) — Lieder für höhere Mädchenschulen (1919) — Auf froher Wanderfahrt (ca. 1921) — Volker (1925) — Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) — Der Kreis () — Liederbuch für die deutschen Flüchtlinge in Dänemark (1945) — Steht auf ihr lieben Kinderlein (1948) — Evangelisches-Kirchen-Gesangbuch (1950) — Die Mundorgel (1953, 1968) — Unser fröhlicher Gesell (1956) —  Das große Buch vom deutschen Volkslied (1969) — Wir singen (Grossdruck)Liederbuch der Bundeswehr (1962) –  Liederbuch SPD Hildesheim (ca. 1990) – Geistliches Wunderhorn (2001) –