Der liebe Sonntag kömmt heran
mit fröhlichem Geläute
und seiner freut sich jedermann
im ganzen Dorfe heute
Man hat die Woche viel zu tun
und sitzt gewiß nicht müßug
drum wünscht man auch sich ausznruhn
sonst wird mans überdrüßig´
Wer immer gute Tage hat
weiß davon nichts zu sagen
so wie die Herren in der Stadt
die seidne Kleider tragen
Sie leben alle Tage hoch
und tun sich viel zugute
so wohl als uns ist ihnen doch
gewißlich nicht zu Mute
Denn bei der Arbeit kann das Brot
nur schmecken nur gedeihen
Wer fleißig ist hat keine Not
und braucht auch nicht zu leihen
Die Arbeit geht ihm von der Hand
und muß ihm wohl gelingen
denn er ist tüchtig und gewandt
in allen seinen Dingen
Dann aber kömmt ein Ruhetag
ihm gar nicht ungelegen
denn auch der arme Handmann mag
bisweilen gern sich pflegen
Drum ist es uns ein süßer Klang
wenn unsre Glocken schallen
und wir zu Gottes Lobgesang
nun in die Kirche wallen
Da danken wir ihm der das Land
erfüllt mit reichem Segen
und uns aus seiner Vaterhand
gibt Sonnenschein und Regen
Und an dem Abend dürfen wir
auch eine Lust uns machen
da spielen oder tanzen wir
und sind vergnügt und lachen
Denn Gott im Himmel sieht es gern
wenn Menschen sich ergötzen
drum hat er auch den Tag des Herrn
uns lassen festesetzen
Und überall so viele Pracht
an seine Welt verwendet
und alles alles wohl gemacht
und alles wohl vollendet
An jedem Sonntag wollen wir
mit Freuden das bedenken
so wird der liebe Gott dafür
uns neuen Segen schenken
Text: Karl Ludwig Metzler genannt Giseke (1787)
Melodie in Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen für 1793 . Giseke , Schauspieldichter und Mineralog ( nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Lyriker des 18. Jahrhunderts ) wahrscheinlich 1761 in Augsburg geboren , gestorben 1833 in Dublin .
zuerst in Deutsches Museum (1787)
in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)