Der bleiche Weber – Der Leineweber

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Der bleiche Weber sitzt am Stuhl
er wirft mit matter Hand die Spul –
knick knack! –
Er hebt den müden Fuß zum Treten: –
„Herr Gott ! Jetzt kann ich nimmer beten –
knick knack! –
Du Linnentuch, du Linnentuch !
ein jeder Faden sei ein Fluch!

Es webt und webt sein morscher Leib,
am Boden liegt sein sterbend Weib –
knick knack ! –
Die Not sitzt bei ihr, sie zu pflegen
der Hunger gibt ihr noch den Segen –
knick, knack! –
Du Linnentuch, Du Linnentuch!
Ein jeder Faden sei ein Fluch!

Der erste Fluch für unsern Herrn!
Hussa! Da springt mein Schifflein gern –
knick knack!
Er darf am vollen Tische lungern,
wenn wir am Webestuhl verhungern, –
knick knack! –
Du Linnentuch, du Linnentuch!
Ein jeder Faden sei ein Fluch!

Und einer für en Pfaffen gleich,
der uns verspricht das Himmelreich –
knick knack!
Wir sollen sterben und verderben,
das heißt die Seligkeit erwerben –
knick knack! –
Du Linnentuch, du Linnentuch !
ein jeder Faden sei ein Fluch!

Der Faden hier sei dem verehrt,
der Kugeln uns statt Brot beschert –
knick knack!-
Dem hohen Herrn von Gottes Gnaden:
oh wird ein Strick, du schwacher Faden! –
knick knack!-
Du Linnentuch, du Linnentuch!
ein jeder Faden sei ein Fluch!

Die Lampe, wie sie plötzlich loht!
Gottlob, mein Weib, nun bist du tot –
knick knack!-
Das ist der Tod in unserem Leben,
daß wir das Bahrtuch selber weben –
knick knack!-
Oh könnt ich weben Fluch um Fluch,
der ganzen Welt ein Leichentuch!

Text: Ludwig Pfau
nach: Der Textilarbeiter, 1.4.1927

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Liederzeit: vor 1843 : Zeitraum:
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