Der laute Tag ist fortgezogen
es kommt die stille Nacht herauf,
und an dem weiten Himmelsbogen
da gehen tausend Sterne auf,
und wo sich Erd´ und Himmel einen
in einem lichten Nebelband,
beginnt der helle Mond zu scheinen
mit mildem Glanz ins dunkle Land
Da geht durch alle Welt ein Grüssen
und schwebet hin von Land zu Land;
das ist ein leises Liebesküssen
das Herz dem Herzen zugesandt
das im Gebete aufwärts steiget
wie gute Engel, leicht beschwingt,
das sich zum fernen Liebsten neiget
und süsse Schlummerlieder singt
Und wie es durch die Lande gehet
da möchte alles Bote sein;
der Nachthauch durch die Wipfel wehet
die Stimmen leise rauschend ein;
und durch den Himmel geht ein Winken
und auf der Erde nah‘ und fern,
die Ströme heben an zu blinken
und Stern verkündet es dem Stern
O Nacht, wo solche Geister wallen
im Mondenschein auf lauter Luft!
o Nacht, wo solche Stimmen schallen
durch lauter reinen Blütenduft!
O Sommernacht, so reich an Frieden
so reich an Himmelsruh‘:
wie weit zwei Herzen auch geschieden
du führest sie einander zu!
Text: Robert Reinick vor 1852
in “ Allgemeines Deutsches Kommersbuch „