Es war einmal ein Jungfräulein
Aus einem nahen Städtchen,
Die war so nett, so zart und fein
Es war ein hübsches Mädchen
Die ging einst nach dem Oybin hin
Um sich dort umzuschauen
Auch wollte sie mit frommem Sinn
Im Kirchlein sich erbauen
Dort sah das schöne Jungfräulein
Ein junger Mönch aus Schwaben
Der glaubt es wär‘ ein Engelein
Und wollte es gleich haben
Das Jungfräulein erschrak gar sehr
Und machte sich von hinnen
Der Mönch jedoch lief hinterher
Als wär er nicht bei Sinnen
Und fort ging es im schnellsten Lauf
Da plötzlich Halt sie machte
Ein jäher Abgrund tat sich auf
Doch resolut sie dachte:
„Ach was, nur Mut, bald ist’s getan
Ich spring hinab zu Erden
Ich hab ja einen Reifrock an
Das kann so schlimm nicht werden!“
Und kaum gedacht, war sie auch schon
Hinab mit einem Satze
Der liebestolle Klostersohn
Zerkratzte sich die Glatze
Dem Jungfräulein der Sprung gelang
Sie eilte rasch nach Hause. –
Der Mönch schlich sich mit leisem Gang
In seine stille Klause
Text: Eduard Dietrich (1827)