Der Bauer spannt sein Wagen an
Fährt in die Mühl´, will Mehl drin hol
O Meister Müller, schau mal´ raus
Ich bin jetzt mit mein Wagen draus
Laß mich doch nit allein mit plag
Und helf mir meine Säcke trag
Und wennstu´s aber nit wist tun
So weis mir doch die Säcke an!“
Der Müller sagt: „Dort hintern Eck
Dort stehn den Bauern seine Sack'“
Der Bauer sieht sein‘ Sack‘ wohl an
Ob nit wohl einer fehlen kann
Ei, fehlen tut ja keiner wohl
Doch sind die Sack‘ nur halber voll:
„Müller, wo hast mein Mehl hinbracht?
Mein‘ Sack‘ war’n doch ganz voll gemacht!“
„Bauer, ich bin kein Schuld daran
Es ham’s die Luder Ratt’n getan!“
Der Bauer fängt in Zorn nun an
Fängt jämmerlich zu fluchen an:
„Geh du nur weg ins Teufels Nam
Und fang‘ dein Luder Ratt’n z’samm!
Daamal, dasmal hast mich noch do
In drei Tag kriegst mich nix mehr so!“
Pipen, Enten, Gans und Hühner
Fressen von des Bauern Körner;
Wann die Müllra Klos will koch
Muß der Müller Vormehl ’nei trog;
Das Weißmehl gibt den Müller Brod
Das Schwarzmehl ist fürn Bauern gut;
Die Kleia fress’n den Müller sei Schwein
Wie kann da noch viel über sein?
Nun gut! es ist schon ausgemacht
Mei Fra hat mir’s zu Haus scho g’sagt
Vergebens ist das Sprichwort nit:
Der Müller, der Müller, der Müller der Dieb!
Wann die Sack‘ nur plaudern könnten
Tat man die Müller wohl aufhenken
Ich hab’s schon rü und nü bedacht
Nunmehr kann ich’s nit anders mach.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
aus Wülflingen. Wort und Weise vom Schmied Zehe zu Wülflingen gefertigt
Ditfurth , Fränkische Volkslieder II Nr. 332, S. 253.
Aufgezeichnet hat Ditfurth diese Fassung um 1830, der Schmied in Wülflingen kannte vermutlich die älteren Lieder
Der große Steinitz (16 D) – siehe auch Der Diebische Müller