Denkst du daran, Genosse froher Stunden
wie wir vereint die Musenstadt begrüsst?
Wir, die als Knaben innig schon verbunden
uns noch als Burschen noch so treu geküsst!
Denkst du daran, wie dort im Dienst der Musen
die höchste Freude unser Herz durchrann,
wie hoch für Edles schlug der Burschen Busen?
O sprich, Student, Student, denkst du daran?
Denkst du daran, welch lusterglühtes Leben
beim Klang der Gläser uns so oft gelacht,
wie wir, dem Gott der Freude oft ergeben
dem Antiburschen Pereat gebracht?
Denkst du daran, wie wir uns Götter dünkten
beim Vollgenuss der Burschenseligkeit,
wenn beim Kommers die vollen Becher winkten?
O sprich, Student, denkst du an der schönen Zeit?
Denkst du daran, wie treu dem Burschenschwerte
für Burschenehre einst du mächtig schlugst
und ob dein Gegner sich auch tapfer wehrte
den schweren Sieg davon doch endlich trugst?
Da standest du als Held, so kühn, so offen
wie es sich zimt für einen deutschen Mann
daß damals mich dein Feindesblick getroffen
o wackrer Schläger, denkst du noch daran?
Denkst du daran, mein vielgeliebter Bruder
wie wir so flott die Burschenzeit verlebt?
Oft gings uns gut, oft unter allem Luder
von Manichäer n hab’n wir nie gebebt.
Wenn uns der nervus rerum dann enteilte
der Jude kam, der vielgeliebte Mann,
dem man als dann die Klassiker verkeilte
o Freund und Bruder, denkst du noch daran?
Text:nach (?) Karl von Holtei , Breslau , vor 1843 – in Anlehnung an dessen „Denkst du daran mein tapferer Lagienka“
Musik: Weise eines französischen Liedes von Johann Denis Doche , 1801
Als „Musenstadt“ bezeichnet man im 19. Jahrhundert in Studentenkreisen z.B. Breslau oder Halle an der Saale (Saal-Athen)