Den Sonntag, den Montag in aller Fruh
da kam mir eine traurige Botschaft zu
dieweil ich von meim Schätzchen hab Abschied genommn
ich sollte doch noch einmal zu ihr kommn
Und als ich zu ihr gekommen bin
da thät sie mir was sagen in aller Still
ich sollt sie nicht verlassen in aller ihrer Not
ich sollt sie treulich lieben bis in den Tod
Schau an, schau an mein bleiches Angesicht
schau, wie mich die Liebe hat zugericht!
Kein Feuer ist auf Erden, das brennet also heiß
als die verborgne Liebe, die Niemand weiß
Dorn und Disteln die stechen gar zu sehr
aber falsche Zungen noch viel mehr
viel lieber wollt ich gehn, wo Dorn und Disteln stehn
als wo zwei falsche Zungen beisammen stehn
Mit Trauern muß ich schlafen gehn
mit Trauern muß ich wiedrum auferstehn
mit Trauern und mit Weinen verbring ich meine Zeit
dieweil ich nicht kann lieben was mein Herz erfreut
Geht dirs wol, so gedenk an mich
geht dirs aber übel, so kränkt es mich
Wie froh wollt ich sein, wenns dir und mir wolgeht
obschon mein junges Leben in Trauern steht
Ach herzelieber Schatz, ich bitte dich noch eins
du wollest auch bei meinem Begräbnis sein
bei meinem Begräbnis bis in das kühle Grab
dieweil ich dich so treulich geliebet hab.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 158 „Liebesschmerz“) und Liederhort II (1893, Nr. 557a)
Vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen, aus Schlesien, Thüringen u. s. w.
Zur Geschichte dieses Liedes: Liebesschmerz
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Den Sonntag den Montag in aller Fruh (Liebesschmerz):
Anmerkungen zu "Den Sonntag den Montag in aller Fruh (Liebesschmerz)"
Mit Benutzung von flieg. Blättern zu Ende des 18. Jahrhunderts.“- Vgl. L. Erk, Volkslieder. B. II, H. 2, S. 54, Nr. 37.
Die Melodien bei Kretzschmer (aus Lothringen), bei Ditfurth, Hoffmann und Becker ziemlich gleich mit der vorstehenden, aber alle stimmen nicht zum Trauerinhalte des Textes. –
Eine Umbildung des Volksliedes durch Klamer Schmidt, gedruckt in Voß, Musenalmanach 1798, S. 94; daher Erlach 5, 38: „Der Sonntag, der Sonntag in aller früh„. —
Abweichungen im Text
Textvariationen:
- 1, 1. Am Sonntag, am Montag (Des Sonntags, des Montags) in aller Fruh.
- 1, 3. hab Urlaub genommn.
- 1, 4. ich sollte doch noch einmal wieder kommn. –
- 2, 2. da that sie mir was klagen. –
- 3. Vgl. Meinert. S. 253. (Str. 3.)
- 3, 3. das brennen thut so heiß. Vgl. Liederhort. Nr. 35. (Str. 8 und 9.) und Nr. 109. (Str. 1.)
- 3, 3. Viel lieber wollt ich wünschen, ich läg im kühlen Grab, so käm (wär) ich auch (doch) von allen meinen Leiden (Sorgen) ab.
- 3, 3. Du hast ein Herz, viel härter als ein Stein, darinnen so viel Seufzer verborgen sein. –
- 4, 4. eh ich mit falschen Zungen wollt ummegehn.
- 4, 2. die falschen falschen Zungen aber noch viel mehr. Vgl. L. v. Seckendorf, „Musenalm. f. d. J. 1808.“ S. 64. (Aehnliche Lieblingsstrophen: Liederhort. S. 283, 285, 288, 314 u. 349.) –
- 5 u. 6. Vgl. Liederhort. S. 298. (Str. 3 u. 4.) In der Regel sind diese beiden Strophen ebenso oft in obigem Liede wie auch in Nr. 132 anzutreffen. –
- 6. Vgl. A. Elwert, „Ungedruckte Reste.“ S. 36. –
- 7. Vgl. Büsching u. von der Hagen, Volksl. S. 229, Nr. 92, Str. 2.