Dem Wandersmann gehört die Welt
mit allen ihren Weiten
weil er kann über Tal und Berg
so wohlgemut hinschreiten
Die Felder sind wohl angebaut
für Andre und von Andern
ihm aber, der sie sich beschaut
gehören sie beim Wandern
Der Regen und der Sonnenschein
sind meine zwei Gesellen
die einer hinterm andern drein
abwechselnd ein sich stellen
Der Regen löscht der Straße Staub
die Sonne macht sie trocken
daneben wollen Gras und Laub
sie aus dem Boden locken
Und wo ein Dorf entgegen tritt
da hör ich Glöckchen läuten
Die meinen selber mich damit
was könnt´ es sonst bedeuten
Sie läuten etwa einer Braut
vielleicht auch einem Toten
Ich aber zieh auf mich den Laut
ein Gruß wird mir geboten
Da zieh ich froh und mit Gesang
entlang die lange Straße
und nie wird mir um etwas bang
was ich im Rücken lasse
Wie eines hinter mir entweicht
so kommt gleich her das andre
und nie hab ich das End erreicht
der Welt, so weit ich wandre
Friedrich Rückert (1788-1866)
Musik: Verfasser unbekannt , Volksweise
u.a. in: — Deutsches Lautenlied (1914) —