De Kuckuk op dem Tune sat
Dar regent en Schur und he werd nat
Do Keem de blyde Sunnenschien
Do ward der Kuckuk hübsch und fien
De Kuckuk breed sin Feddern ut
Und flog wol awert Goldschmeds Hus.
Guten Tag, guten Tag, lieber Goldschmied mein
Schmied meinem Schatz ein Ringelein !
Schmied meinem Schatz einen Rosenkranz
Einen Rosenkranz zum Abendtanz!
Der Abendtanz der dauert nicht lang
Er dauert einen kleinen Sommer lang
Gott gave de Bruet, wat ick äer wünsch
dat erste Jaer enen jungen Prinz.
Dat ander Jaer enen Apfel rot
Ene junge Dochter in den Schoet.
Und dat so fort van Jaer to Jaer
Und dat bet fief und twintig Jaer
All fief und twintig um den Disch
Dann weet de Fru, wat Huesholen is
Huesholen und dat is Arbeit
Für Där to staen is Fuelheit
Na Dan; to gaen is Lustigkeit
Na Kark to gaen is Eerbarkeit.
Aus dem Ditmarschen: Müllenhoff, Sagen, Lieder …, S. 480
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 880b)
Wie das alte Kuckuckslied als Eingang zu einem Hochzeitsgesange kommt und, was ich im Altdeutschen Liederbuch S. 260 zuerst behauptet habe, ursprünglich dazu gehörte, wird nicht befremden, wenn man erwägt: dass der Kuckuck bei unsern Altvordern göttliche Verehrung genoss und als mythischer Vogel Bedeutung und Einfluss auf Leben, Liebe und Ehe hatte.
Meine Vermutung, dass das Lied die Umbildung eines heidnischen, durchaus mythischen Textes sei, teilt auch Reifferscheid. R. Köhler (Anz. f. d. A. V. S. 269) bezweifelt solches.
Vergleiche die große Abhandlung über den Kuckuck von Dr. Mannhardt in Wolfs Zeitschrift für Mythologie III, 209-260. Uhland III 87-89. Reifferscheid, westfälische Volkslieder S. 145 und Grimms Mythologie.