Das war der Graf von Rüdesheim
mit Gütern reich beglückt
der hat des Winzers holder Maid
zu tief ins Aug´ geblickt
Doch als er ihr die Lieb gestand
lacht´ sie ihm ins Gesicht
der Graf lief tief gekränkt nach Haus
und mied des Tages Licht.
Und er sass und vergass
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein
Wohl sieben Jahre sass er so
geschieden von der Welt
und gab für Rüdesheimer Wein
hin all sein Gut und Geld;
wohl vierzig Güter gab er hin
für edles Rebenblut,
und als das letzte Jahr verging
ging auch das letzte Gut.
Also sass und vergass
er in der Burg am Rhein
seinen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein.
Doch als das letzte Gut vertan
ging es dem Grafen schlecht;
ein andrer Herr bezog das Schloss
da ward der Graf ein Knecht.
Die ganze Woche plagt‘ er sich
im Wirtshaus vor der Burg;
was in der Woche er verdient
bracht er am Sonntag durch.
Und dann sass und vergass
er im Kellerloch am Rhein
seinen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein
Und die euch dieses Lied erdacht
die waren selber dort;
zu Fuss kam man den Berg herab
die Gelder waren fort.
Man haderte mit dem Geschick
und härmte sich gar sehr;
da hörte man vom edlen Graf
die wundersame Mär‘.
Und man sass und vergass
vor seiner Burg am Rhein
allen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein
Text: Ernst Bloch und Albert Georg Benda 1875
Musik: Hugo Michaelis 1875