Was uns vereint zu froher Feierstunde
der Weihegruß, der unser Herz durchbebt
was wir zurück erstritten uns´rem Bunde
daß es aufs Neue in dem Volke lebt
Schon jauchzt es auf in rauschenden Akkorden
wie Frühlingssturn, der durch die Lande zieht
und unser eigen ist es neu geworden
der freien Männer freies deutsches Lied
Wohl war es tief in Schmach und Sold gezwungen
das Lied, das einst aus freier Seele quoll
da ist sein Saitenspiel so jäh zersprungen
daß es wie klagend uns zu Herzen scholl
Nun haben wir die Harfe aufgenommen
wie hell sie da ein neuer Klang durchzieht
„In unsern Reihen tausendfach willkommen
dich grüßt dein Volk, du freies deutsches Lied!“
Hier sollst du nicht um Gold und Gunst ertönen
nicht wirst du hier zu feiler Knechte Spott
sollst Wahrheit nicht und Freiheit lieblos höhnen
und opfern nicht des Schlachtendonners Gott
Wo deines Volkes Freiheitsbanner rauschen
sieh, wie der Finsterlinge Schaar entflieht
So laß uns deiner frohen Botschaft lauschen
du unser eigen, unser freies Lied
Du wilst uns Kraft zu neuem Ringen schenken
im Daseinskampf für Herd und Weib und Kind
du klagst mit uns, wenn wir der Brüder denken
die schon dem Elend unterlegen sind
Du rufst und wirbst für deines Volkes Sache
zeigst uns des Geistes weites Kampfgebiet
Der Morgen tagt! Du Arbeitsvolk erwache!
Es geht mit dir zum Sieg dein freies Lied!
Text: Hunold , den Arbeiter-Gesangvereinen zum Maifest gewidmet
Musik: Otto Winkler –
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1898 , Seite 6