Daphnis ging vor wenig Tagen
über die begrünte Heid
Heimlich fing er an zu klagen
Bei sich selbst sein schweres Leid
Sang aus hochbetrübten Herzen
Von den bittern Liebesschmerzen
Ach, daß ich dich nicht mehr seh
Allerschönste Galathe!
Ist mir recht, das sind die Spitzen
Die ich an den Bäumen schau
Hinter welchen pflegt zu sitzen
Galathee bei der Au
Als sie zwinget meine Sinnen
O du Preis der Schäferinnen
Weh mir, dass ich nicht mehr seh
Allerschönste Galathe
Könnt‘ ich in den Lüften fliegen
Wie ein schnelles Vögelein
Ach, wie wollt ich dich betriegen
Bald, bald wollt ich bei dir sein
Und dir tausend Schmätzlein geben
Das wär mein erwünschtes Leben
Nun ist mir von Herzen weh
Allerschönste Galathe
Möcht ich bei der Sonne stehen
Bei dem güldnen Himmelslicht
O wie fleißig wollt ich sehen
Auf dein freundlich Angesicht
Tausend Strahlen wollt‘ ich schießen
Deiner Äuglein zu genießen
Nun ist mir von Herzen weh
Allerschönste Galathe
Kann ich denn nicht zu dir kommen
Der ich dir so nah jetzt bin
Ist mir schon der Weg benommen
Ei, so nimm die Seufzer hin
Die ich dir von Herzen sende
Bis das Glück sich wiedrum wende
Und ich dich mit Freuden seh
Allerschönste Galathe
Drum, ihr Winde sollt ihr bringen
Meine Klag und Seufzer zu
Selber kann ich nicht mehr singen
Denn mein Herz ist sonder Ruh
Ach, ich Armer hab ersehen
Ihr Gezelt von ferne stehen
Nun ist mir von Herzen weh
Allerschönste Galathe
O, ihr Vöglein, die ihr wendet
Euren Flug an ihren Ort
Sagt, ich hab‘ euch hergesendet
Dass ihr mit euch nehmet fort
Die getreuen Liebestränen
Die sich stündlich nach dir sehnen
Bis ich dich in Freuden seh
Allerschönste Galathe
Galathee, du mein Leben
Nimm die Wind und Vöglein auf
Die sich dir zu Dienst ergeben
Mit so schnellem Flug und Lauf
Und weil ich dich nicht kann schauen
Wollest du den Boten trauen
Bis ich selbst dich wiederseh
Allerschönste Galathe
Text: Johann Rist (Des Daphnis aus Cimbrien Galathee)
Musik: Verfasser unbekannt
Eine nach nach der Mitte des 17. Jahrhunderts viel gesungenes Lied, dessen Weise sogar zum Choral „O du schönes Weltgebäude“ diente. Als Fliegendes Blatt mit 2 Liedern fürs Volk gedruckt (1646). Obiger Text nach: „Tugendhafter Zeitvertreiber“ (1690), Nr. 35. . Wunderhorn 4, 68. Eine Melodie dazu in Seladon’s Weltliche Lieder (1651).
Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)