Schicksalschor:
Crimmitschau Crimmitschau
Das Schifflein fliegt, der Webstuhl saust
Das Lied der Arbeit stöhnt und braust
Für wen Für wen?
Menschen atmen heiß und schwer
Weben mehr und immer mehr
Für wen Für wen?
Weben, wirken bis zur Nacht,
Webstuhl fliegt und fliegt mit Macht
Für wen Für wen?
Bittrer Hunger ist ihr Gast
Weben, wirken ohne Rast
Für wen Für wen?
Immer schwerer wird die Fron
Immer kleiner wird der Lohn
Für wen Für wen?
Frauenstimmen:
Mein Kind ist Hungers gestorben
Meins auch.
Und meines auch…
Meins hat die Schwindsucht erworben.
Meins auch.
Und meines auch.
Frauen zusammen:
Verdorben und gestorben
In Dunst und Qualm und Rauch.
Für wen,
Für wen,
Für wen?!
Weberchor:
Hör deiner Massen roten Schrei,
Zehnstundentag den Weibern sei.
Eine Stunde für uns!
Eine Stunde für Weib und Kind!
Eine Stunde fürs Leben!
Immer stärker schwillt der Chor
Euch Fabrikherrn in das Ohr
Eine Stunde für uns!
Eine Stunde für Weib und Kind!
Eine Stunde fürs Leben!
Chor der Fabrikanten
Sperrt sie aus
Sperrt sie aus!
Weberchor:
Sechshundert haben aufgesagt
Achttausend wurden rausgejagt
Wir alle wurden rausgejagt
Aus Werkstatt und Fabriken
Jetzt werde Tat du lauter Schrei:
Zehnstundentag dem Weber sei,
eine Stunde für uns!
Eine Stunde für Weib und Kind!
Eine Stunde fürs Leben!
Hoch lebe der Zehnstundentag!
Chor der Fabrikanten:
Achttausend ausgesperrt!
Paßt auf, der Hunger zerrt
Wie einen Hund am Strick
Sie bald in die Fabrik
Sie fressen aus der Hand
Bald jedem Fabrikant
Aus unserem harten Schlag
Springt ein Zwölfstundentag
Achttausend ausgesperrt
Paßt auf, der Hunger zerrt
Wie einen Hund am Strick
Sie bald in die Fabrik
Von Bruno Schönlank , 20er Jahre
Nach: Westfalen-Lippe / Westfälisches Industriemuseum