Christinchen ging in Garten,
drei Rosen zu erwarten
Ein Zeichen sah sie am Himmel wohl stehn,
dass sie im Rhein sollt´ untergehn
Sie ging zu ihrem Vater:
„Guten Tag, herzliebster Vater!
Könnte dies, könnte das wohl möglich sein,
dass ich ein Jahr könnte bei dir sein?“
„Mein Kind, das kann nicht gehen,
deine Heirat muss geschehen,
mein Kind, das bild dir nur nicht ein,
denn du musst fahren über den Rhein!“
Sie ging zu ihrer Mutter:
„Guten Tag, herzliebste Mutter!
Könnte dies, könnte das wohl möglich sein,
dass ich ein Jahr könnte bei dir sein?“
„Mein Kind, das kann nicht gehen,
deine Heirat muss geschehen,
mein Kind, das bild dir nur nicht ein,
denn du musst fahren über den Rhein!“
Sie ging in ihre Kammer,
beweinte ihren Jammer.
Beweint aus ihres Herzens Grund,
dass sie mit dem König wohl fahren mußt.
Der König kam gefahren
mit vierundvierzig Wagen.
Der eine war mit Gold beschlag’n,
darin sollt Christinchen fahr’n.
Christinchen stieg in die Kutsche,
ihre Kleider, die waren verrutschet,
ihre Augen, die waren wie Blut so rot:
„Ach Gott, ach Gott, jetzt kommt der Tod!“
Sie fuhren wohl über die Brücke,
drei Bretter schoben zurücke;
und als sie waren in der Mitte vom Rhein,
die rutsch, die ratsch, fiel Christinchen rein.
Der König zog aus der Taschen
ein Tuch, schneeweiß gewaschen,
ein Messer, das war wie Blut so rot,
damit stach sich der König wohl tot.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Das Lied erinnert an „Es freit ein wilder Wassermann„,
mündlich überliefert aus dem Rheinland von Anfang des 19. Jahrhunderts