Brüder laßt uns gehn zusammen

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Brüder, laßt uns gehn zusammen
in des Frühlings Blumenhaine
Lasset unsre Herzen flammen
hier im innigen Vereine
Lieber Mai, holder Mai
Winters Herrschaft ist vorbei

Einst in solchen Maientagen
ward ein Kleinod uns geschenket
Muß das Herz nicht feurig schlagen
wenn es jener Zeit gedenket?
Gott verleih, Gott verleih
daß uns blühe solch ein Mai

Ach! es haben Feindes Mächte
dieses Kleinod uns geraubet
von dem teuersten der Rechte
uns zu sprechen kaum erlaubet
O du Mai, trüber Mai
wenn ein Volk nicht froh und frei

Doch nun wehen unsre Fahnen
in den weiten freien Lüften
und der Ruhm der großen Ahnen
strahlt uns Sieg aus heil´gen Grüften
komm herbei, komm herbei
du ersehnter Freiheits-Mai

Seht, er ist herbeigekommen
in der Freiheit Sonnenglanze
alter Mut ist neu erglommen
und der Lorbeer grünt zum Kranze
Tyrannei ist vorbei
Sei willkommen, sel´ger Mai!

1832

Von dem Joche des, Tyrannen
suchten wir uns zu befreien
Manche Schlachten wir gewannen
glaubten schon, daß frei wir seien
Sangen frei, komm herbei
Du ersehnter Freiheits-Mai!

Doch wir mußten unterliegen
Feindes Übermacht und Ränken
Möge Gott, der uns zu siegen,
Nicht vergönnt, den Tod uns schenken
Trüber Mai, trüber Mai
Wenn ein Volk in Skiaverei!

Eine Hoffnung knüpft an´s Leben
Uns verbannte Polen wieder
unsre Freiheit zu erstreben
werden helfen deutsche Brüder!
Gott verleih´, daß es sei
Dankfest dann dem neuen Mai!

in: St. Leonhard , Polenlieder deutscher Dichter . II, Krakau 1917, S. 296 f ( Abschnitt: Übersetzungen aus dem Polnischen ) – siehe auch: Der Polen Mai


CDs und Bücher mit Brüder laßt uns gehn zusammen:

"Brüder laßt uns gehn zusammen" in diesen Liederbüchern

Wolfgang Steinitz merkt dazu an: Die  „Strophen G 4—5 haben keine direkte Entsprechung im polnischen Original, stammen also vom Übersetzer, der hierbei Stellen aus den Str. 3—8 des Originals nutzte. Der Übersetzer hat sich wahrscheinlich auch von. einzelnen Versen anderer damals populärer Lieder auf den „Dritten Mai“ beeinflussen bzw. anregen lassen. Der hier „angeführte Text G 1 – 5 ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem in der „Warschauer Zeitung“ 1831 erschienenen identisch (ich habe bisher keine Kopie dieser Fassung erhalten können).

Der später nach der Niederlage („1832“) verfaßte zweite Teil des deutschen Liedes (G 6—8) stammt offenbar gänzlich von dem deutschen Dichter, der seine eigenen demokratischen Ansichten und Hoffnungen hineinlegte. Wahrscheinlich ist er im Frühjahr 1832 entstanden, als die demokratische Bewegung in Deutschland einen großen Aufschwung erlebte; auf dem Hambacher Fest (Mai 1832) spielte bekanntlich die Freundschaft mit den polnischen Freiheitskämpfern eine wichtige Rolle“

(nach Steinitz II , 1962) –

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