Bruderherz, laß dich erbitten
wenn du an uns Krieger denkst
weil so schlimmes wir erlitten
daß du uns was schönes schenkst
nicht Handmüffchen, Lungenschützer
Fausthandschuh, so gut mag´s sein
Bruder, schicke Lausesalbe
soll uns deine Gabe freun
Russen haben wir getrieben
tausendweis´ in Moor und Sumpf
Ihre Läuse sind geblieben
sitzen uns in Hemd und Strumpf
Wenzesläuse, Stanisläuse
Nikoläuse beißen sehr
Bruder, schicke Lausesalbe
Lausesalbe schicke her
Denn von allen Liebesgaben
hat mich keine so erquickt
als die Büchse Merkuralis
die der Meister mir geschickt
Schnaps, Zigarren, Schokolade
ist ja alles leerer Tand
Bruder, schicke Lausesalbe
nach dem heil´gen Russenland
Da ihr keine Ahnung habet
wie so furchtbar solch ein Tier
schick ich euch in diesem Briefe
eine kleine Probe hier
Eine Stunde laßt sie krabbeln
und dann wißt ihr, was es heißt
Wenn uns millionenweise
das verfluchte Viehzeug beißt
In der Schlacht, da sind sie ruhig
aber wenn man schlafen will
da beginnt´s an allen Ecken
und da bleibt kein Finger still
Darum lauschen wir voll Freude
wenn zum Sturm die Trommel schlägt
voller Wut geht´s in die Feinde
weil da keine Laus sich regt
Wie die Russen das ertragen
ist zur Stunde schleierhaft
ob zu dick die Dreckschicht sitzet
daß die Laus es nicht mehr schafft
Au, dieweil ich dieses singe
beißt es wütend auf mich ein
Bruder, schicke Laussalbe
will dir ewig dankbar sein
Text: ohne Angabe des Verfassers , ca 1916
Musik: auf die Melodie von Strömt herbei ihr Völkerscharen
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)