Bruder Malcher

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Bruder Malcher

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Sabel
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nåhm die Ufagabel
Und schnallt s damm Malcher in a Nadel
Reit Malder reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keene Flinte
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nåhm die Ufakricke
Und hing s damm Malcher eis Genicke
Reit Malder reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Mantel
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm die Kichathier
Und hing s damm Malcher hinga fier
Reit Malcher reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Hut nicht
Do kunnt a keener wärn
Die Mutter nahm a Ufatob
Sotzt ihn damm Malcher uff a Kob
Neit Malcher reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keene Stiefeln
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter zog satt was sie kann
ihm a paar Wosserehmer ahn
Reit Malcher reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Sperner
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm vom Buck die Herner
Und gab s damm Malcher flott d’r Sperner
Reit Malcher reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Handschla
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm a Hiersebrei
Und stackt daß Malchers Hände nei
Reit Malcher reit

Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Pfärd
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm die schworze Kuh
Hub Malchern druff und sprach: reit zu
Reit Malcher reit

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Neue Sammlung deutscher Volkslieder (Erk, 1841, I, Nr. 10, Umgegend Hainau Schlesien)
Vergl Bd I Heft II Nr 17 , Heft IV Nr 18, Heft V Nr 20
Schlesische Volkslieder (1842, Hoffmann von Fallersleben / Ernst Richter)
Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1754 „Bruder Malcher“)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1841 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

CDs und Bücher mit Bruder Malcher:

Anmerkungen zu "Bruder Malcher"

Inhaltsangabe bei Böhme im Liederhort: So geht der Scherz weiter, die Mutter nahm 2) die Ufakricke (Ofenkrücke) und hings dem Malcher ins Genicke (statt Säbel), 3) die Küchathür und hings dem Malcher hindafür (statt Mantel). 4) a Ufatupp, setzt ihn dem Malcher uf den Kupp (statt Hut), 5) ein paar Wassereimer zog sie ihm an (anstatt der Stiefel), 6) nahm vom Bock die Hörner und gab’s dem Malcher statt der Spörner, 7) an Hirschebrei und steckt des Malchers Hände nei (statt Handschka, Handschuhe), 8) nahm an alten Sack und gabs dem Malcher als Schaberack (zierliche Pferdedecke, hinterm Sattel befestigt, aus dem türkischen tschaprak, 9) nahm a Strumpaband und gabs dem Malcher in die Hand (statt Trense), 10) Unser Bruder Welcher dar wult a Reiter wärn; a hatt‘ ock noch ke Pferd nich. a kunte keener wärn. Die Mutter nahm die schwarze Kuh und sade: Malcher. reit ock zu! Reit, Malcher, reit!

Erklärungen:

  • Malcher, Melcher, Melchior
  • inse unser
  • a ein_er
  • Roiter Reiter
  • ock auch
  • wärn werden
  • Ufagabel Ofengabel
  • schnollt sdamm M. im a Nabel = schnallt sie dem M. um den Nabel
  • ei’s in’s
  • Kichathier = Küchenthür
  • hinga fier = hinten vor, hinten hin
  • Ufatob = Ofentopf
  • foßt = feßt
  • uf a Kob = auf den Kopf
  • satt = seht
  • kahn = kann
  • Wasserehmer = Wassereimer
  • ahn = an
  • Sperner = Sporen
  • Buck =  Bock
  • Herner = Hörner
  • stott = statt
  • Handschka = Handschuh
  • stackt =steckt
  • nei = hinein
  • Pfard = Pferd
  • schworze = schwarze
  • druff = darauf

Zweistimmiger Notensatz in "Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen" (1841):

Zweite Melodie zu Bruder Malcher
Zweistimmiger Notensatz in "Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen" (1841)