Blau wie der Himmel über uns sich ziehet
blau wie das sanfte Veilchen auf dem Feld
blau wie das Auge, womit Liebchen ziehet
ist in der Fahne unser erstes Feld
Wir denken dran im blutigen Gefecht
denn „blau“ bedeutet: Glauben an das Recht
Weiß wie der Schnee, den uns der Winter bringet
weiß wie das Bild der Unschuld uns erscheint
weiß wie das Lämmchen auf der Weide springet
so unsre Fahne in der Mitte scheint
Wir harren auf Errettung mit Geduld
denn weiß bedeutet: Leiden ohne Schuld
Rot wie das Blut, das in den Adern rinnet
rot wie des Weines dunkle Purpurpracht
rot wie die Liebe, die das Herz gewinnet
ist unsre Farbe, die den Schluß nun macht
Wir lassen gern fürs Vaterland das Blut
rot ist die Farbe, die bedeutet: Mut
O Blau-Weiß-Rot, ihr teuren Landesfarben
von Schlesig-Holstein führt zum Guten nun
Auf daß die Helden, die vor Jahren starben
geehrt und sanft im freien Lande ruhn
und gebt uns das, was uns so lang gefehlt
ein Schleswig-Holstein, up ewig ungedeelt
Text und Musik: Friedrich Wendell , 1862 , , ein Enkel vom Begründer des Rendsburger Wochenblattes. –
Das Lied entstand im Jahre 1862 und wurde auf dem Rendsburger Turnfest am 13. und 14. Juli 1862 zum ersten Male öffentlich gesungen. Der Text wurde bei dieser Gelegenheit auf fliegende Blätter gedruckt und verteilt.
CDs und Bücher mit Blau wie der Himmel über uns:
Anmerkungen zu "Blau wie der Himmel über uns"
Gertrud Stendal schreibt in ihrer Dissertation (Die Heimathymnen der Preußischen Provinzen) von 1919 zu diesem Lied: „Die Bellmannsche Weise hatte sich nach dem großartigen Erfolg auf dem Schleswiger Sängerfeste im Flug- durch ganz Schleswig-Holstein verbreitet, und sein Wohlgefallen an dieser Melodie veranlaßte [Moritz] Reichenbach, ihr sein wenige Wochen später gedichtetes Lied ,,Die Himmelsfarben“ anzupassen, das jedoch keine weitere Verbreitung erlangte. Unter dem Einflüsse dieses Liedes entstand dann das Wendellsche „Farbenlied“, dessen Erfolg auf dem Rendsburger Turnfeste eine Parallele zu dem des Schleswig-Holstein-Liedes auf dem Sängerfeste zu Schleswig bildet.
Unmittelbar nach dem Feste erschien es in Hamburg unter dem Titel ,, Blau-Weiß-Rot, Schleswig-Holsteinisches Farbenlied von W. R. F.“ Hier findet sich auch die Angabe, daß das Lied nach der Melodie „In Warschau schwuren tausend auf den Knien“ ge- sungen werden könnte, doch hat sich diese Melodie nie so einbürgern können wie die Weise, nach der es auf dem Rendsburger Turnfeste gesungen wurde und als deren Urheber ebenfalls Friedrich Wendell gilt. In den sechziger Jahren wetteiferte das Farbenlied mit dem Schleswig-Holstein-Liede an Popularität und findet sich noch heute in zahlreichen schleswig-holsteinischen Liederbüchern.
Besonders ist es in Schleswig, weniger in Holstein verbreitet. Charakteristisch ist auch hier das völlige Fehlschlagen des Versuches, das Lied den veränderten politischen Verhältnissen anzupassen, so daß die in einigen Liederbüchern eingeführte Umänderung des Schlusses: „Jetzt haben wir, was uns so lang gefehlt, Ein Schleswig-Holstein „up ewig ungedeelt“ heute allgemein wieder durch die ursprüngliche Fassung ersetzt ist.