Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher
und trinkt ihn fröhlich leer
in ganz Europia, ihr Herren Zecher
ist solch ein Wein nicht mehr
Er kommt nicht her aus Ungarn, noch aus Polen
Noch wo man franzmänn’sch spricht
Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen
Wir holen ihn da nicht
Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle
Wie wär er sonst so gut
Wie wär‘ er sonst so edel, wäre stille
Und doch voll Kraft und Mut
Er wächst nicht überall im Deutschen Reiche
Und viele Berge, hört
Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
Und nicht der Stelle wert
Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein
Ist’s aber nicht, man kann dabei nicht singen
Dabei nicht fröhlich sein
Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen
Wenn Wein ihr finden wollt
Das bringt nur Silbererz und Kobaltkuchen
Und etwas Lausegold
Der Blocksberg ist der lange Herr Philister
Er macht nur Wind, wie der
Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster
Auf ihm die Kreuz und Quer
Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben
gesegnet sei der Rhein
Da wachsen sie am Ufer hin und geben
Uns diesen Labewein
So trinkt ihn denn, und lasset uns allewege
Uns freu’n und fröhlich sein
Und wüssten wir, wo jemand traurig läge
Wir gäben ihm den Wein
Text: Matthias Claudius (1775)
Musik: Johann André (1776)