Reichet in der frohen Runde

Beim Scheiden des Jahres

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Reichet in der frohen Runde
traute Brüder, euch die Hand
jetzt, in dieser ernsten Stunde
löset sich des Jahres Band
und es senkt, nach alter Weise
wiederum ein Jahr die Zeit
dass in dem gewohnten Kreise
Tod und Leben sich erneut

Drum, ihr treuen, trauten Brüder
schlingt die Runde Hand in Hand
dass im Klang des Liedes wieder
lebe, was dahin uns schwand!
Feiert alle, alle Stunden,
die uns bot das alte Jahr
wo es fröhlich uns gefunden
wo es Schmerzen uns gebar

Denn die Freuden sind die Schwingen
dass das Herz zum Himmel steig
dass des Geistes Blicke dringen
in des Vaters Sternenreich
doch kein Aar wird irr getrieben
von des Sturmes Drang und Macht
also muß die Seel sich üben
in der Schmerzen Sturmesnacht

Seht, auf des Gebirges Höhen
steht der alte Gott der Zeit
Stromesrauschen, Waldeswehen
ist sein ernstes Nachtgeleit
und die große Zeitenwage
hebt er über Meer und Land
wägt die froh und schlimmen Tage
schweigend mit der hehren Hand

Wenn der Klang der zwölften Stunde
nun versenkt das alte Jahr
senkt auch er zum Meeresgrunde
seiner Schalen gleiches Paar
und er segnet Tod und Leben
mit dem ernsten stillen Blick
was in seine Schal gegeben
ruft kein Opfer mehr zurück

Drum, ihr treuen, trauten Brüder
singt dem Jahre Segen nach
kehrt auch keine Stunde wieder
wird auch kein Entschlafner wach
darf doch Freude den nicht fliehen
der noch Wein und Leben trinkt
dem die Augen noch erglühen
wenn der Strahl der Sonne blinkt

Text: Fresenius
Musik: auf die Melodie von Treue Liebe bis zum Grabe
Allgemeines Deutsches Kommersbuch

Liederthema:
Liederzeit: vor 1890 : Zeitraum:
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