Beim Rosenwirt am Grabentor
des Abends um halb sechs
den Hammer schwingt der Wirt empor
und schlägt den Zapfen ex!
Das schlurrt und gurrt aus feuchter Nacht
vom Spundloch in die Kann´
ei seht, wie´s Antlitz jedem lacht
jedwedem Zechersmann:
Bierlein rinn! Bierlein rinn!
Was nutzen mir die Kreuzerlein, wenn ich gestorben bin!
Bei Rosenwirt im Stüberl drin
da sitzt ein junges Blut
die schmucke, schlanke Kellnerin
war ihm noch gestern gut
Doch heute ist sie durchgebrannt
fahr wohl, du falsche Hex´
Der Bursch kehrt sein Gesicht zur Wand
und summt um halber sechs
Bierlein rinn! Bierlein rinn!
Was nutzen mir die Kreuzerlein, wenn ich gestorben bin!
Beim Rosenwirt am Eichentisch
da thront ein braver Greis
die Wangen rot, die Augen frisch
die Haare silberweiß!
Schlug ihm gleich manchen großen Plan
das Schicksal schnöd entzwei
um halber sechs schlägt auch wer an
der Alte brummt dabei:
Bierlein rinn! Bierlein rinn!
Was nutzen mir die Kreuzerlein, wenn ich gestorben bin!
Beim Rosenwirt am Grabentor
da blüht ein fein Gewächs
das heben wir im Glas empor
schon abends um halb sechs
Wir heben es gar emsig hoch
wir leeren´s auf den Grund
um Mitternacht da klingt es noch
schallt´s noch von Mund zu Mund:
Bierlein rinn! Bierlein rinn!
Was nutzen mir die Kreuzerlein, wenn ich gestorben bin!
Und schlägt mir einst der Sensenmann
den Nagel auf die Truh´
rast´ ich von harter Lebensbahn
in kühler Grabesruh
dann schwingt bekränzt den Becher mir
dem müden Wandersmann
der euch gelehrt den Spruch zum Bier
und hebet also an:
Bierlein rinn! Bierlein rinn!
Was nutzen mir die Kreuzerlein, wenn ich gestorben bin!
Text: Julius R. Gspandl (1866-1912)
Musik: Otto Lob (1837-1908)
in: Liederbuch Duisburger Waffenring (1925) — CC Liederbuch (1940)