Baut stolze Schlösser in die Luft
Von Marmor ihre Säle
Ich ziehe Schatten süß von Duft
Mir über Birkenpfähle
Hüllt euch in jede Modetracht
in Gold und Rosenseide
Ich denke nichts bei eurer Pracht
Und bleib im Biberkleide
Kauft Titel euren hohen Sinn
Von außen hübsch zu zieren
Ich mag von dem was ich nicht bin
Auch nicht den Namen führen
Schmaust täglich Speisen ohne Zahl
Und nichts als Leckerbissen
Ich lobe mir ein sparsam Mahl
Bey ruhigem Gewissen
Pflegt in der Liebe Täuscherei
Bald hin bald her zu wandern
Ich bleibe meinem Weibchen treu
Und gucke nicht nach andern
Vertanzt verspielt die schöne Zeit
Beim Abenddämmrungsstrahle
Ich suche dann die Einsamkeit
In meinem lieben Thale
Darüber mag nun euer Spott
Aus vollem Halse lachen
Ich denk als Sonderling will’s Gott
Mein Leben froh zu machen
Und wie durch Blumen froh und leis
Die Maienlüftchen hüpfen
Seh ich durch meinen Wirkungskreis
Schon goldne Tage schlüpfen
Denn wisst ich habe frisches Blut
Und süße Ruh im Herzen
und kann voll Lebenskraft und Mut
Selbst bei der Arbeit scherzen
Kann immer Sorgenfrank und frei
Mit Herzensfreunden lachen
Und bald vielleicht auch mir dabei
Ein Capitälchen machen
Ein Capitälchen wahrlich nicht
Dem Geiz zum Zeitvertreibe
O dieser bleibe wie die Gicht
Zehn Schritte mir vom Leibe
Nein bloß um einst als alter Mann
Noch meinen Deut zu haben
Und wenn ich nichts mehr schaffen kann
Noch Dürftige zu laben
J Chr Wagner (vor 1784)
Musik: Antonio Rosetti