Was wollen wir aber heben an?
Der Sommer fahrt uns von hinnen
Es lumpt ein kalter Winter her
Der lebt nach seinen tollen Sinnen
Geschwiegen seind uns die Vögelein
Darzu die gelben Blümelein
Die stehen wohl in dem Maienschein
Der kalte Winter hat sie verdrungen
verdrungen
Nun grüß dich Gott, du werter Neidhart frei
Wo du wohnest in deines Vaters Reiche
Berleich uns deiner tollen Sinn zwo oder drei
Daß wir die groben Bauren erdeichen
Der weiß ich ja so viel an einer Schaar
Gar serr an einem Reien
Es geschah wol heur zu diesem Jahr
Das Lindlein stand in grüner Farb
Des freuet sich der Sommer, der Maie
der Maie
Wenn es kummt gegen des Herbstes Zeit
So heben sich viel der Kirmessen
So hebet sich denn ein großes Magenfülln
Ein Saufen und ein Fressen
Zu Halben, Ganzen saufen sie einander zu
Aus Kandeln und aus Krügen
Vor Geitigkeit werden sie nimmer voll
Darzu hilft ihn‘ das Saufen wohl
Im Ruck sind sie ungefüge, gefüge
Da Hub ein grober Bauer an und sprach
Ich will gehn über quere Felde
Ich will auf ein Kirchweih gahn
Und ein Bauren sehr übel schelten
Wohl um ein Apfel, der was rot
Wohl zu denselbigen Zeiten
Er was so rot als nindert kein Blut
Und den mir Jungfrau Kätherlein bot
Sie zog ihn aus ihrem Beutel, ja Beutel
Do sprach aber ein junger Bauer
Es war nirgend besser tanzen
Denn unter der grünen Linden
Gar bald Hätt‘ es ein Ander‘ erdacht.
Er Hub an und lief also geschwinde
Ei Lieber, nun laß dein Sorgen bei Zeit !
Der Wirt hat ein Stuben ist weit,
Der Wirt hat ein Stuben ist groß
Darein kummt Schlürkus und sein Genoß
So saufen wir den Abend als den Morgen, ja Morgen
Und do der Meister das Morgenmahl aß
Do Hub er an und pfiff in eine hohle Tülle
Wohl in ein Hölzlein das was hohl.
Vor Freude sprang auf mancher grober Baurtrülle
Wohl über Bank und über Tisch
Dieselbigen groben Leute
Der ein was faul, der ander nicht frisch
Gar bald einer hinter den Andern her wischt
Do sach man viel der Dorfbräute, ja Bräute.
Do kam die Jungfrau Kiefer-Käthe
Und die alte Frau vor Gertraute
Darzu des Hänsels Hampels Braut
Erst Hub der Meister an zu deuten
Do pfiff er ihr den Firlefanz
Wohl nach der Dörfer Sitten
Do tanzten sie den Hottostan
Der Edelmann kam auch selber dran
Er wollt auch tanzen mitte, ja mitte
Do kam ein grober Filz und wollt zerstörn den Tanz
Den Jungfrau Kiefer-Käthe führte
Darum blieb ihm sein Haut nit ganz
Wo ihn die scharfen Glitschen hin rührten
Do sach man gar viel der Passauer Schwert
Wohl um die Köpf herdringen.
Der Ein fiel hin, der Ander her:
Dem Herren kamen gar bald die Mär
Es Hub sich ein groß Gedrümmel, Gedrümmel.
Und do der Dorfherr ins Gedrümmel kam
Do sprang er über quere Bänke
Er trat ein Kuh und ein Kalb zu tot
Und vierundvierzig Lämmere
Also geschieden sie den Streit
Das Beste das sie kunnten
Hätt einer dem Andern die Schwester gefreit
Und das geschicht auf der Dörfer Neid
Ihr fünf hätten einander genummen, genummen.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1535 „Die Kirmes der vollen Bauern“, Ein Neidhart, ohne Melodie)
Derartige Gedichte, darin das wüste Treiben der Bauern geschildert wird, nannte man „Neidharte“, nach dem im 13. Jahrhundert lebenden Dichter ähnlicher Lieder von Bauernauftritten.