Ein Bauer trat mit seiner Klage
vor Junker Alexander hin:
„Vernehmt, Herr, daß ich heut am Tage,
recht übel angekommen bin:
Mein Hund hat Eure Kuh gebissen.
Wer wird den Schaden tragen müssen?
„Schelm, das sollst du!“ fuhr hier der Junker auf
„für dreißig Taler war mir nicht die Kuh zum Kauf,
die sollst du diesen Augenblick erlegen.
Das sei hiermit erkannt von Rechtes wegen.“
„Ach nein, gestrenger Herr! ich bitte, hört“
rief ihm der Bauer wieder zu,
„ich hab es in der Angst verkehrt;
nein, Euer Hund biß meine Kuh.“
Und wie hieß nun das Urteil Alexanders?
„Ja, Bauer! Das ist ganz was anders!“
Text: Carl Wilhelm Ramler , nach Michael Richey (1731)
Der Text steht zuerst im ersten Bande von Ramlers Fabellese (Berlin , 1783), S. 45. Die Fabel ist aber nur eine Umänderung einer schon 1731 gedichteten Fabel des Hamburger Professors Michael Richey , die sich im ersten Teile von dessen deutschen Gedichten, mit einer Vorrede Gottfried Schützens (Hamburg, 1764) S. 272 unter der Überschrift „Duo quum faciunt idem , non faciunt idem“ findet. Der oft angeführte Schluß heißt bei Richey: „Ja Bauer! Das ist ganz ein anders“
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)