Mir vor allem auf der Welt
Das Handwerk der Bäcker gfällt
Wenn schon alles ruht und schlaft
Munter ist der Bäck und wacht.
Die honet galanten Bäcken
Haben Kisseln, Semmel, Wecken
Brezen, Beigel und zur Not
Schwarz-weiß und französisch Brot
Man sieht keinem Bäcker an
Was er vor ein ganzer Mann
Der bei Nacht beim Mondenschein
Schießt das Brot in Ofen ein
Ein Bäck muß sich ziemlich plagen
Morgens früh das Brot austragen
Fehlt es, wird sein Beutel gezupft
Oder gar ins Wasser g’schupft
Es ist fast kein Ort auf Erden
Wo nicht Bäcker gefunden werden.
Alle Menschen groß und klein
tun des Bäcks bedürftig sein
Ja die größten Potentaten
Können keinen Bäck geraten
Meilen vernünftiger Meis
das Brot ist die beste Speis.
Als Adam im Paradies
Aß von verbotener Speis,
Und aus selbem wurd gejaget,
Zur Straf, deß er sich dann plaget
Ihm die Felder Körner bringen
Solche that Adam bezwingen:
Zur Stillung der Hungersnot
Machte sich Adam das Brot.
In der Arch des Bundes dann
träfe man viel Schaubrot an
Der Herr hat dann wunderweis
Mit dem Brot viel Volks gespeist.
Da er einst das Brot tat brechen
Tat er zu seinen Jüngern sprechen :
Nehmet hin und eßt das Brot
Zum Gedächtniß meiner Not
Als der türkisch Soliman
Einstens vor die Wienerstadt kam
Durch sein Macht all’s überschwemmt
Aller Orten sengt und brennt
Und ihr vielfältigen Graben
In die Stadt gedrungen haben
Wie man heut noch sehen muß
An dem Eck der Heidenschutz.
Ach hätte damals nicht der Bäck
In der Stadt Lärmen erweckt
Würd die Hauptstadt Österreich
Worden sein zu einer Leich
Durch die Bäken wurds erhalten
Wo der Kaiser alsohalbe
Ihnen viel Freiheit auftrug
Wie noch dato der Aufzug.
Als vivat insgemein
Was die edeln Bäcken sein!
So lang die Welt wird stehen
Soll euer Ruhm nicht vergehen
Bis wir einstens dort beisammen
Preisen unsers Schöpfers Namen
Der uns alle nach dem Tod
Speiset mit dem Himmelsbrot
Text: Philipp Hafner, Wien, 1735-1764
Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1629 „Preislied auf die Bäcker“, ohne Melodie und Angabe des Verfassers nach einem Fliegenden Blatt von Anfang des 19. Jahrhunderts „Vier schöne Lieder“. Vermutlich in Straßburg gedruckt“)
Mit Angaben des Verfassers und nach einem fliegenden Blatt von Rudolf Wiener: „Volkslieder aus fünf Jahrhunderten“ II Wien 1920 Nr XXIII