Gabriel:
Ave Maria! Jungfräuliche Zier
Du bist voll der Gnaden, der Herr ist mit dir
Eine ganz neue Botschaft, ein unerhörtes Ding
Von der himmlischen Hofstatt ich Gabriel bring
Maria:
Ach mein Gott, was sollen die Wort immer sein?
Wer will zu mir kommen ins Zimmer hinein?
Die Tür ist verschlossen, die Fenster sind zu
Wer ist, der mich stört in der nächtlichen Ruh?
Gabriel:
Nicht fürcht dich, Maria, es geschieht dir kein Leid
Große Freude verkündigt ein Engel dir heut
Du sollst empfangen und tragen den Sohn
Den die Menschen verlangen viel tausend Jahre schon
Maria:
Wie soll das geschehen? Ich weiß von keinem Mann
Wollt lieber vergehen, als einen Sohn empfahn
Ich habe geschworen meine Keuschheit Gott
Ich bin dazu geboren, bleibe treu bis zum Tod
Gabriel:
Es liegt nichts im Wege, der Sorg ist zu viel
Alle Furcht lass fahren, Gott vermag was er will
Kann leichtlich geschehen: auf Gott nur vertrau
Man wird dich verehren als Mutter und Frau
Maria:
Ich kann es nicht fassen in meinem Verstand
Will’s Gott überlassen, der himmlischen Hand
Sein Wille geschehe, wenn’s Gott so gefällt
So will ich gern tragen den Heiland der Welt
Gabriel:
Dich wird überschatten der heilige Geist
Der mit göttlichen Taten seine Allmacht erweist
Gleich wie die schöne Blume vom Taue benetzt
Wird Gott dich überkommen, du bleibst unverletzt
Text: Verfasser unbekannt
in Deutsche Weihnachtslieder (Simrock), 1859