Auf, ihr Brüder, seid wohl daran!
Jetzo kommt die Wanderzeit heran
Ja, Wanderzeit, die gibt uns Freud
Auf die Reise wolln wir uns begeben
das ist unser schönstes Leben
große, große Wasser, über Berg und Tal
zu beschauen überall
An dem schönen Donaufluß
findet man ja seine Lust,
ja seine Freud
auf grüner Heid
wo die Vöglein lieblich singen,
und die Hirschlein fröhlich springen.
Dann kommt man vor eine Stadt,
wo man gute Arbeit hat.
Mancher, der hinterm Ofen sitzt,
zwischen den Fingern die Ohren spitzt,
keine Stund‘ fürs Haus
ist kommen aus:
Den soll man als Gesell erkennen,
oder gar als Meister nennen?
Der noch nirgens ist gewest,
stets gesessen in sein Nest.
Mancher, der wohl auf der Reis‘
ausgestanden Angst und Schweiß,
in Not und Pein,
das muß so sein:
Trägt sein Felleisen auf dem Rücken,
hat’s getragen über tausend Brücken;
dann kommt er nach Innsbruck ’nein,
da trinkt er Tirolerwein.
Wann der Sonntag kommt herbei,
daß wir Brüder beisammen sein:
Da geht dann
das Reden an
von den fremden Ländern, die man gesehen,
daß ein möcht‘ das Herz zergehen.
Das ist unsre größte Freud‘,
Burschen, die das Reisen freut.
Morgens wann der Tag angeht
und die Sonn‘ am Himmel steht,
so herrlich rot
wie Milch und Blut:
Auf, ihr Brüder, laßt uns reisen,
und den Herrn mit Danke preisen,
hier in dieser Wanderzeit
bis in unsre Ewigkeit.
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
Lied wandernder Handwerksgesellen aus dem 18. Jahrhundert,
eine Vorform des heute weit verbreiteten Wanderliedes „Auf, du junger Wandersmann„