Auf Freunde lasst das Lied erklingen
das Frühlingslied der neuen Zeit
Hört Ihr die Stürme? Hört, sie bringen
uns Kunde, daß entbrannt der Streit
Doch all ihr Brausen, all ihr Wehen
es festigt nicht des Winters Macht
Laßt toben sie, die Sonne lacht
Der Völkerfühling muß erstehen
Hoch flattert das Panier!
Die Freiheit bringen wir
Dem Völkerbund treu immerdar
ist Deutschlands Proletar
Gezogen kommt von Land zu Lande
des Frühlings holde Botschaft schon
Selbst an des fernsten Meeres Strande
Begrüßet sie der Arbeit Sohn
Vergebens sträuben sich die Toren
die neue Lehre bricht sich Bahn
verscheucht ist schon der finstre Wahn
daß nur zum Darben wir geboren
Hoch flattert das Panier!
Die Freiheit bringen wir
Dem Völkerbund treu immerdar
ist Deutschlands Proletar
Und wenn auch mancher Hagelschauer
des Frühlings Blühen jäh zerstört
wenn hinter düstre Kerkermauer
verbannt wird, wer die Wahrheit lehrt
Vergebens ist der Feinde Drohen
empor steigt ja die Sonne hoch
Geduld, die Fesseln schmelzen noch
wenn erst der Wahrheit Flammen lohen
Hoch flattert das Panier!
Die Freiheit bringen wir
Dem Völkerbund treu immerdar
ist Deutschlands Proletar
Und was uns heute hier vereinet
um was wir ringen, heiß und schwer
ist, daß der Freiheit Sonne scheinet
bald auch dem Proletarierheer
Zunächst muß erst die Kette fallen
in die das Kapital uns schlug
acht Stunden Arbeit sind genug
soll unser Mahnruf laut erschallen
Hoch flattert das Panier!
Die Freiheit bringen wir
Dem Völkerbund treu immerdar
ist Deutschlands Proletar
Text: Emanuel Wurm –
Musik: auf die Melodie der Marseillaise
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896 — Arbeiter-Liederbuch für Massengesang (ca. 1910) — Sammlung Inge Lammel (C 21, mehrere Einsendungen)