Auf fremder ferner Aue
da liegt ein toter Soldat
ein ungezählter Vergeßner
wie brav er gekämpft auch hat
Es reiten viel Generäle
mit Kreuzchen an ihm vorbei
denkt keiner, daß, der da liegt
auch wert eines Kreuzleins sei
Es ist um manchen Gefall´nen
viel Frag´ und Jammer dort
doch für den armen Soldaten
da gibt´s nicht Tränen noch Wort
Und ferne, wo wer zu Hause
da sitzet im Abendrot
ein Vater voll banger Ahnung
und spricht : „Gewiß ist er tot“
Da sitzt die weinende Mutter
die seufzet laut „Gott helf!
Er hat sich angemeldet:
die Uhr blieb stehn um elf!“
Dort starrt ein blasses Mädchen
hinaus in das Dämmerlicht
Und ist er dahin gestorben
meinem Herzen stirbt er nicht!“
Drei Augenpaare schicken
so heiß das Herz es kann
für den geliebten Toten
die Tränen zum Himmel hinan
Und der Himmel nimmt die Tränen
im schimmernden Wölkchen auf
und führt es zur fernen Aue
hinüber in raschem Lauf
Gießt dann aus der Wolke die Tränen
auf´s Haupt des Toten als Tau
daß er unbeweint nicht liege
auf fremder ferner Au
Text: Johann Gabriel Seidl – 1848?
Musik: auf die Melodie von “ In einem kühlen Grunde “ , bzw . Ludwig Rahlfs bzw. J.R. Weber bzw. Fr. X. Engelhart ( in Gesellenfreud , 1913 , mit Genehmigung des Komponisten ) —
u.a. in Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Feuerwerker-Liederbuch (1883), Nr. 13 — Gesellenfreud (1913) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926)