Auf der Wolga breiten Fluten
durch das enge Inseltor
bricht auf buntbemalten Booten
Stenka Rasins Schar hervor
Auf dem Ersten mit der Fürstin
seiner schönen Perserin
fährt, nach festlich heit’rem Mahle
frohgestimmt, er selbst dahin
Und es geht ein leises Grollen
durch der Donkosaken Reih’n
Soll um eines Weibes Willen
uns’re Not vergessen sein?
Und sie spotten: Selbst zum Weibe
hat den Helden sie gemacht
Stenka hört es – und der alte
Recke ist in ihm erwacht
Finster zuckt’s um seine Brauen
wilde Wetter zieh’n heran
Ha, nun bist du, Stenka, wieder
der Kosaken-Ataman
Wohl – zum Opfer will ich bringen
was mir lieb auf dieser Welt
ruft er laut mit Donnerstimme
dass es von den Ufern gellt
Um den schlanken Leib der Schönen
legt er fester seinen Arm
fragend blickt sie auf zum Liebsten
Winkt mir Freude oder Harm?
Stenka schweigt – es sucht sein Auge
Dich, mein Wolga-Mütterlein!
Wolga, schönster aller Ströme
nimmer ward solch Kleinod Dein
Dass sich unter freien Männern
nicht um sie ein Zwist entspinn
nimm die Schöne, Wolga, Wolga
Mutter Wolga, nimm sie hin
Und er hebt mit kühnem Schwunge
seine Fürstin über Bord
schleudert weit sie in die Fluten
und die Woge trägt sie fort
Doch was lasst den Kopf ihr hängen?
Bruder Schalk, ein Tänzchen flink
und ein Räuberlied Kam’raden
ihr zu Ehren dann erkling
Auf der Wolga breiten Fluten
durch das enge Inseltor
bricht auf buntbemalten Booten
Stenka Rasins Schar hervor
Text: Verfasser unbekannt (um 1910)
Übertragung von „Stenka Rasin“