Auf, auf, zum fröhlichen Jagen
Auf, in die grüne Heid
Es fängt schon an zu tagen
Es ist die höchste Zeit
Auf, bei den frohen Stunden
Mein Herz ermuntre dich
Die Nacht ist schon verschwunden
Und Phöbus zeiget sich
Seht, wie das Heer der Sterne
Den schönen Glanz verliert
Und wie sie sich entfernen
Wenn sich Aurora rührt
Die Vöglein in den Wäldern
Sind schon vom Schlaf erwacht
Und haben auf den Feldern
Ihr Morgenlied gebracht.
Wir rüsten uns zum Streite
Und jagen Paar und Paar
Die Hoffnung reicher Beute
Versüßet die Gefahr
Wir weichen nicht zurücke
Obgleich ein wilder Bär
Und noch ein großes Stücke
Nicht ferne von uns wär
Will gleich ein wilder Hauer
Mit seinen Waffen dräun
Fängt man an ohne Schauer
Hußa! Hußa! zu schrein
Damit das Ungeheuer
Wenn es die Kugel brennt
Schon nach empfangnem Feuer
In sein Verderben rennt
Das edle Jägerleben
Vergnüget meine Brust
Den kühnen Fang zu geben
ist meine größte Lust
Wo Reh und Hirsche springen
Wo Rohr und Büchse knallt
Wo Jägerhörner klingen,
Da ist mein Aufenthalt
Frisch auf, zum fröhlichen Hetzen,
Fort in das grüne Feld
Wo man mit Garn und Netzen
Das Wild gefangen hält
Auf, ladet eure Röhren
Mit Pulver und mit Blei
Und macht der Jagd zu Ehren
Ein fröhlich Jagdgeschrei.
Sind unsre matten Glieder
Vom Sonnenglanz erhitzt
So legen wir uns nieder
Wo frisches Wasser spritzt
Wo Zephyrs sanftes Blasen
Der Sonne Glanz besiegt
Da schläft man auf dem Rasen
Mit Anmuth eingewiegt
Das Gras ist unser Bette
Der Wald ist unser Haus
Wir trinken um die Wette
Das klare Wasser aus
Kann man dem Schlaf‘ nicht weichen
So ruht man auf dem Klee
Das Laub der hohen Eichen
Ist unser Kanapee
Ein weibliches Gemüthe
Hüllt sich in Federn ein
Ein tapfres Jagdgeblüte
Muß nicht so träge sein
Drum laßt die Faulen liegen
Gönnt ihnen ihre Ruh
Wir jagen mit Vergnügen
Dem dicken Walde zu
Frisch auf, ihr lieben Brüder
Ergreifet das Geschoß
Auf, legt die Winde nieder
Und geht auf’s Wildpret los
Erfrischt die matten Hunde
Durch frohen Zuruf an
Und ruft aus frohem Munde
So viel ein jeder kann
Will gleich zu manchen Zeiten
Blitz, Wetter, Sturm und Wind
Einander widerstreiten
Die uns zuwider sind
So sind wir ohne Schrecken
Bei allem Ungemach
Und jagen durch die Hecken
Den schnellen Hirschen nach
Text: Gottfried Benjamin Hancke
Musik: Pour aller á la chasse (Französisches Jagdlied)
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1449 „Jägerlied“)
Hancke, ein geborner Schlesier, lebte gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts in Dresden als Accis-Sekretär. In vielen Varianten wird das Lied gefunden. Wahrscheinlich ist auch der deutsche Text dem französischen Jagdliede nachgebildet. Vermutlich war die Weise der sogenannte „neue Jägerton“, der zu Anfang des 18. Jahrhunderts über Liedern angeführt wird, welche gleiches Versmaß haben. (Liederhort)