Auf, auf! ihr Brüder und seid stark
der Abschiedstag ist da!
Schwer liegt er auf der Seele, schwer
Wir sollen über Land und Meer
ins heiße Afrika
Ein dichter Kreis von Lieben steht,
ihr Brüder, um uns her:
Uns knüpft so manches theure Band
An unser deutsches Vaterland,
Drum fällt der Abschied schwer.
Dem bieten graue Eltern noch
Zum letzten Mal die Hand;
Den kosen Brüder; Schwester Freund;
Und alles schweigt, und alles weint,
Totblaß von uns gewandt.
Und wie ein Geist schlingt um den Hals
Das Liebchen sich herum:
Willst mich verlassen, liebes Herz,
Auf ewig? und der bitt’re Schmerz
Machts arme Liebchen stumm.
Ist hart! drum wirble du, Tambour,
Den Generalmarsch drein.
Der Abschied macht uns sonst zu weich,
Wir weinen kleinen Kindern gleich;
Es muß geschieden sein.
Lebt wohl, ihr Freunde! Sehn wir uns
Vielleicht zum letzten Mal,
So denkt, nicht für die kurze Zeit,
Freundschaft ist für die Ewigkeit,
Und Gott ist überall.
An Deutschlands Grenze füllen wir
Mit Erde uns’re Hand,
Und küssen sie, das sei der Dank
Für deine Pflege, Speis‘ und Trank,
Du liebes Vaterland!
Wenn dann die Meereswoge sich
An unsem Schiffen bricht,
So segeln wir gelassen fort;
Denn Gott ist hier und Gott ist dort,
Und der verläßt uns nicht!
Und ha, wenn sich der Tafelberg
Aus blauen Düften hebt,
So strecken wir empor die Hand,
Und jauchzen: Land! ihr Brüder Land!
Daß unser Schiff erbebt
Und wenn Soldat und Offizier
Gesund ans Ufer springt,
Dann jubeln wir, ihr Brüder ha!
Nun sind wir ja in Afrika.
Und alles dankt und singt
Wir leben drauf im fernen Land
Als Deutsche brav und gut,
Und sagen soll man weit und breit
Die Deutschen sind doch brave Leut,
Sie haben Geist und Muth.
Und trinken auf dem Hoffnungskap
Wir seinen Götterwein,
So denken wir von Sehnsucht weich,
Ihr fernen Freunde, dann an euch,
Und Thränen fließen drein.
Text und Musik: Christian Friedrich Daniel Schubart (1787)
Musik: auch auf die Melodie von Der Preußen Losung ist die Drei (von 1838)
Zur Geschichte dieses Liedes: Kaplied
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Auf auf ihr Brüder und seid stark (Das Kaplied):
Anmerkungen zu "Auf auf ihr Brüder und seid stark (Das Kaplied)"
Im Jahre 1787 verkaufte Karl Eugen von Württemberg 3200 seiner Soldaten an die Holländisch-Ostindische Kompanie (nichts Ungewöhnliches in diesen Zeiten). Die Soldaten wurden zum Kap an der Südspitze Afrikas verschifft und kämpften dort gegen „Eingeborene“. Nur wenige von ihnen kehrten in die Heimat zurück-
Schubart war von Karl Eugen zehn Jahre lang auf der Feste Asperg inhaftiert gewesen. Als er von den verkauften Landsleuten erfuhr schrieb er; noch in Haft, dieses Lied. Wie aus zeitgenössischen Berichten hervorgeht, war das Lied kurz nach seinem Erscheinen schon allgemein bekannt Das Lied fand weite Verbreitung.
Friedrich Hölderlin erwähnt in einem Brief an seine Mutter ein Parodie des Liedes, die in Maulbronn im Frühjahr 1987 gesungen wurde: „Bei mir gehts noch gut; aber da sollten Sie andre sehn, die einige Pöstchen vom Winter her noch zu berichtigen hatten und jetzt den halben Heller nimmer im Beutel haben – es ist zum Lachen, wenn die Leute aus lauter Unmut nicht ins Bett gehen, und die halbe Nacht auf dem Dorment auf und ab singen:
Auf, auf ihr Brüder, und seid stark!
Der Gläubiger ist da.
Die Schulden nehmen täglich zu,
Wir haben weder Rast noch Ruh,
Drum fort nach Afrika…
Böhme schreibt in „Volkstümliche Lieder der Deutschen“ (1895): „Abschiedslied, der nach Afrika verkauften württembergisden Soldaten, gedichtet und komponiert von Dan Schubart, 1787. Es erschien zuerst unter dem Titel „Zwei Lieder für das nach dem Kap bestimmte v Hügelsche Regiment. Nebst Musik von Chr. Dan. Schubart Stuttg. 1787, dann vielfach nachgedruckt. Seine Melodie wurde sehr beliebt, zuweilen zu anderen Texten verwendet und ist bis heute noch zuweilen zu hören. Das auf schnöden Menschenhandel gedichtete Lied wurde von den Abziehenden schwerlich gesungen. Das Mildheimische Liederbuch Nr 506 macht dazu die gut patriotische Bemerkung: „Dieses Lied ist von Württembergischen Soldaten gesungen worden, die an die Holländer verkauft waren und auf das Vorgebirge der guten Hoffnung verschickt wurden, welches nun in ganz Deutschland wohl nicht mehr geschehen wird.“