Arm und klein ist meine Hütte,
Aber Ruh und Einigkeit
Wohnt in ihr, auf jedem Tritte
Folget die Zufriedenheit.
Laß die Liebe bei uns wohnen,
Die uns Blumenkränze flicht:
Dann beneiden wir die Kronen
Auch der größten Fürsten nicht
Wenn mein Weibchen mir am Herzen
Heiter wie ein Engel liegt
Und mit Singen und mit Scherzen
Sich in meinen Armen wiegt,-
Dann die Silberquelle rauschet
Vor der kleinen Hütte Tür,
Und der Mond allein belauschet:
Gott, ach Gott, wie dank ich dir
Mit dem ersten Sonnenstrahle
Weckt mit einem Kuß sie mich,
Sitzt mit mir beim Morgenmahle,
Freut des regen Lebens sich,
Eilet dann mit heitren Sinnen
Von den Kindern froh umtanzt,
Und beginnt den Flachs zu spinnen,
Den ihr meine Hand gepflanzt.
O wie ist sie frisch und fröhlich,
Wenn sie Märchen uns erzählt,-
Gott, wie ist der Mensch so selig,
Der sich nicht um Reichtum quält.
Arm und klein ist meine Hütte,
Doch ein Sitz der Einigkeit.
Gott, erfülle uns die Bitte:
Schenk uns nur Genügsamkeit
Text: Christian Jakob Wagenpfeil (1779) –
Musik: C. H. Wolf (1779)
Aus dem ländlichen Schauspiel mit Gesang “ Ehrlichkeit und Liebe , Arie des Robert “ – (Anm: So stellt sich also ein Regierungsrat das Leben in einer Hütte vor, zehn Jahre vor der Revolution im Nachbarland Frankreich.)