Apropo wie sieht’s bei Ihnen aus
Sie werden wissen, ich bin die Frau vom Haus
Sie genießen Jahre lang das Quartier
Ich hab noch keinen Zins dafür
Ach Hausfrau, sein Sie doch nicht bös
Weil ich halt doch auch leben muß
Mit Frau und Kinder allzusamm
Den Zins ich nicht bezahlen kann
Da muß man halt ein wenig sparen
und nicht alles durch die Gurgel jagen
Ein Stückchen Schwarzbrot in den Mund
Und ein Glas Wasser das ist gesund
Ja Hausfrau das findt bei mir nicht statt
Ich esse gern Braten und Salat
Und trinke gern mein Maß Bier und Wein
Und lass halt Hausfrau Hausfrau sein
Sie waren doch sonst ein braver Mann
Geld und Gut traute man Ihnen an
Sie haben auch was in der Welt probiert
hat sie der Leichtsinn ganz verwirrt
Ach Hausfrau sein sie mir so bös
Vom Leichtsinn ich mich wieder lös
Doch jetzt spiel ich noch gern den Herr
drum wird mir halt das zahlen schwer
Und jetzt muss er aus meinem Haus
er muss ziehen auf die Straß hinaus
Ich geh auch gleich zur Polizei
und komme um die Pfändung ein
Ach Hausfrau sein Sie nicht so keck
bei mir ist ja schon alles weg
Es ist schon alles im Pfandhaus drein
drum ist das alte Sprichwort wahr
wo man nichts findet, ist die Pfändung gar
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Handschriftliches Liederheft Philipp Muhr und Karoline Duchmann aus Aßweiler, Kreis Zabern, geschrieben um 1858-1881. Im Besitze von deren Tochter, Frau Heibst, S. 111, f.7. Nr. 89, Durch Professor Künzig September 1943 an Volksliederarchiv. A172296, aus dem Elsaß.
Thema: Verarmter Adel zur Untermiete bei alleinstehender Witwe, kann die Miete nicht zahlen?