Beim Weinausrufen gibt es einen Weinrufer; dieser führt das Ende einer Schirmschnur mit sich, deren unteres Ende der stillsitzende Hüter hält. Dieselbe dient zum Schutze des Süferknaben , der den neuen Wein (=Süfer , Saufer ) mittelst eines Schilfröhrleins aus dem Fuhrmannsfasse wegtrinkt, darüber aber von den übrigen Läufern aus dem Wege gerannt werden soll.
Kann der Hüter einen der Laufenden schnüren (d.h. ihm mit der festgehaltenen Schnur den Weg verlegen) so wird der Süferknabe losgelassen und der neue Gefangene tritt für ihn ein.
In Ammon ´s “ 26 Nichtige Kinderspiele “ heißt es zu dem „Weinausrufen“:
Du verachtest in dem Hauffen
muß der feile Saufer sein
und der stärkest ruft den Wein
übrig all um ihn her laufen
schlagen zu mit Übermut
fragen: „Ist der Saufer gut?“
Das Weinausrufen erinnert laut Böhme (1897) „an ein altgriechisches Spiel zu Ehren des Bacchus „Schlauchtanz“ oder „askoliasmos“ genannt. Man machte aus einem Ziegenfell einen Schlauch , der mit Wein oder Öl gefüllt ward. Dieser Schlauch wurde alsdann auf den Boden gelegt, und man bemühte sich, mit einem Fuße darauf zu springen und auf einem Fuße zu tanzen. Nichts war leichter, als auf ihm auszuglitschen und zu fallen, wodurch ein allgemeines Gelächter verursacht wurde. Wer nicht fiel, bekam den Schlauch mit seinem Inhalte.“
bei Rochholz , 445 — nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)