Spirallauf (Knäuelwinden und Knäuelauflösen)

Alle Kinder stellen sich in einer Reihe auf und fassen einander mit den Händen. Ein großer starker Knabe steht am Ende der Reihe fest und läßt alle übrigen Kinder munter um sich herumdrehen, bis allmählich ein Knäuel entstanden ist.

Haben sich alle um das feststehende Kind (Centrum) herumgewickelt, so lassen sie entweder alle auf einmal von einander los, nachdem der Spielanfüher „eins zwei drei“ gezählt hat, — oder sie wickeln allmählich sich wieder auf, indem die äußersten Kinder, dann die folgenden, rückwärts gehen und bald darauf wieder eine lange Reihe bilden, — oder sie wickeln sich so auf, indem der innere feststehende Knabe mit seinem an der Hand habenden Gefolge durch eine Lücke sich herausbegibt (durchwindet), wobei aber nicht geeilt werden darf, wenn keine Verirrung entstehen soll.

Die Figur, welche durch dieses Spiel gebildet wird,sieht einem Schneckenhause ähnlich (ist also Spirallinie). — Fölsing ,180, nennt das Spiel „Garnwinden“ — ähnlich wird von den Kindern in Oberhessen der „Wickelbaum“ gespielt . Sie fassen sich in langer Reihe und wickeln sich dann um das an einem Ende stehende Kind, bis endlich ein Knäuel entsteht. Dabei singen sie immer fort: „Wickelbaum, Wickelbaum“ (bei Lewalter III ,39) In Bremen ( Bremer Kinderreime 60) rufen die Kinder bei diesem Knäulbilden und -lösen:

„Karbhof sta feste
de Torrn de brikt
De Köster steit
up´r Kanzel un sprikt“

Vielfach kommt es bei diesem Spiellauf gar nicht bis zum Knäuelbilden, sondern bewendet es mit einigen Umschwenkungen. Weil die dem feststehenden Knaben am nächsten stehenden Kinder mit aller Macht vorwärts drängen, müssen die entfernteren schon schneller laufen. und die am äußersten Ende der umschwingenden Reihe können gewöhnlich nach einigen Umschwingungen nicht mehr so rasch vorwärtskommen, als die Bewegung der Reihe erfordert, lassen darum die Hände von ihren Nebenmännern los und stürzen, durch die Bewegung getrieben, weit auf den Platz hinaus und kollern übereinander auf den Boden hin. Das ist der Hauptspaß bei dem Schwenken. Gewöhnlich wird das Knäuelwinden mit dem Spiel „Schlangenlauf und Durchkriechen“ verbunden.

mit Anmerkungen in: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)


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