Kinder verstehen es, unter Benutzung bekannter Spiele und Einflechtung neuer Teile neue Spiele zurechtzumachen. Folgendes Kinderspiel wurde vor einigen Jahren im Frühjahr, als die Schiebetänze aufgekommen waren, überall von den kleinen Mädchen gespielt, war aber nach einem halben Jahre wieder verschwunden. Das Spiel besteht aus drei Teilen. Den ersten und dritten Teil bilden bisher beliebte Kinderreigen, während der mittlere Teil ganz neu hinzugekommen ist.
Durch Hamburg gegangen
habe Erbsen gesucht
habe keine gefunden
denn der Weg war nicht gut
Liebe Laura, liebe Laura
wenn du drin bist, mach auf
meine Hände, meine Füße
erfrieren im Lauf
Die singenden Kinder stehen in Stirnreihe, vor der ein Kind auf und ab geht. Vor „Liebe Laura usw.“ holt sich dieses Kind ein anderes aus der Reihe heraus. Dann wird die Singweise noch einmal so schnell angestimmt, und beide Kinder fassen sich an den Armen und werfen die Beine tanzend hin und her. Dann folgt:
Ich hab ein goldnes Kleid
ein’n Federhut so breit,
ein’n Handschuh aus Glacé,
ein leeres Portmanne
ein’n Unterrock so fest,
als wär es ein Korsett.
Die Singweise ist sehr einfach und ruhig in der Bewegung. Die drei ersten Töne jeder Zeile bilden die Dominante, die drei letzten die Sexte, Terz und Dominante. Das Paar vor der Reihe singt das Lied allein. Die Ausführung des Spiels ist übrigens verschieden.
- Die beiden Kinder stehen einander gegenüber und machen entsprechende Bewegungen zu den Worten.
- Die beiden Kinder stehen hintereinander. Das zweite Kind ergreift von hinten die hochgehaltenen Arme des ersten. Beide machen anmutige Tanzschritte, ähnlich wie beim „Schwarwaldmädeltanz“
- Die Kinder fassen einander, wie gewöhnlich die Tanzpaare, und machen dann Bewegungen der neueren Tänze nach, wie z. B. beim „Boston“. Die zuschauenden Knaben sagten spöttisch: „Die tanze Schiewer.“ Zum Schluß folgt:
Polka, Polka tanz ich gern, aber nur mit feinen Herrn
Hab’n die Herrn auch Handschuh an, dass ich besser tanzen kann?
Dabei drehen sich sämtliche Kinder in Paaren herum. Die Kinder versuchen
auch in andern Reigenspielen neuzeitliche Tanzbewegungen nachzuahmen.
in Frankfurter Kinderleben (1929, Nr. 3195)
oder nur mit dem A-Teil aber drei Strophen (3. Liebe Schwägerin, liebe Schwägerin, liebe Schwägerin, Galopp)
Die singenden Kinder stehen sich in einer an beiden Enden geschlossenen Gasse gegenüber. Bei Gesätz 1 geht ein Kind darin spazierend auf und ab; bei „liebe Laura« kommt ein zweites hinzu. Beide fassen sich an den Armen und werfen bis zum Schlusse die Beine hin und her. Von „liebe Laura“ ab wird die Singbewegung noch einmal so rasch. (Frankfurter Kinderleben, Nr. 3205)