Wir wollten gern die erste Tochter
Heisa Fifilatus!
Was wollen Sie mit der ersten Tochter?
Wir woll’n sie in ein Kloster haben.
In was für’n Kloster wollen Sie se haben?
In das Sankt-Maria-Kloster.
Was soll sie in ei’m Kloster machen?
Sie soll das Sticken und Stricken lernen
Das hat sie schon bei uns gelernt.
So soll sie waschen und bügeln lernen.
Nun, so nimm sie hin zu dir.
Ade, ade, lieb Mütterlein,
Nun muß ich von dir scheiden,
Ich komme in ein Klösterlein
und muß da viel arbeiten,
Ich kriege Schläge mit der Rut,
Daß meine Finger bluten.
Ade, ade, ade!
Das Lied wird ebenso wie Nr. 213 gesungen und geschritten, nur daß bei dem Abschiedsliede der armen Nonne, das meist die ganze Kinderschar mitsingt, der Rundreim Fifilatus (entstellt aus Vitus und Pilatus?) wegfällt.
Die Ruthe war ehemals in Schulen und Klöstern die Hauptlehrmeisterin, ist doch Luther als Klosterschüler an einem Vormittag fünfzehn Mal geprügelt worden, hat doch Melanchthon von seinem Lehrer Hungarius für jeden Lateinschnitzer einen Streich bekommen. Und selbst Geiler von Kaisersberg, der seiner Zeit größere Milde in der Schulzucht predigte, rät gegen lügenhafte Kinder: „so solt du birckinquesten machen von birckinreißen und mit denselbigen jnen das weren, das sie hinten un sornen blitzen und uffspringen“
in Kasseler Kinderliedchen (1891, Nr. 219)