Die Meiersche Brücke die ist zerbrochen
wer hat sie zerbrochen
Der Goldschmied
der Goldschmied
mit seiner jüngsten Tochter
Wir wollen sie wieder bauen lassen
mit Edelstein, mit Bedelstein
den hintersten wollen wir fangen
Melodie und Text und Kassel , bei Zimmer nr. 50e , mit mangelhaftem Texte („Meier zur Brücken“) bei Lewalter I, Nr. 18 — nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897). Dazu folgende Angaben in „Kasseler Kinderliedchen, 1891, Nr. 175f)
„Zwei Kinder bilden mit gehobenen Armen die Brücke, unter welcher die anderen Kinder, eins das andere anfassend, mit dem Gesang hindurch ziehen; das letzte wird mit den schnell herab gelassenen Armen gefangen und gefragt: Wohin willst Du, zum Messerchen oder zum Gäbelchen? Mit solchen und ähnlichen Namen (Himmel oder Hölle, Rose oder Nelke) benennen sich heimlich vor den andern die torbildenden Kinder, vor jedem Durchzug von Neuem. Das Gefangene wird nun hinter Eins der beiden Torwächter gestellt. Sind alle Kinder so gefangen und verteilt, dann wird jedes einzelne von den Torhütern auf den Händen gewogen. Lacht es, wozu die anderen Kinder durch alle möglichen Grimassen zu verführen suchen, so kommt’s in die Hölle, lacht es nicht, so kommt’s in den Himmel. Schließlich kämpfen die beiden so entstandenen Schaaren, Engel und Teufel, miteinander, bis eine die andere besiegt hat. —
Wie aus diesem in etwa 30 Gestalten uns bekannten Brückenspiel hervorgeht, liegt hier zu Grunde der altheidnische Glaube vom Ritt der Toten über die Totenbrücke, welche das Gewässer zwischen Menschenwelt und Totenreich verbindet. Ein Nachklang mag die andere Lesart sein: Die Engel’sche Brücke, vielleicht soviel wie: Die Engelbrücke. So erzählen nordische Runensteine, daß der Verstorbene bei seinen Lebzeiten für das Heil seiner Seele eine Brücke bauen ließ; und die Edda berichtet, wie Modhgudhr auf der Totenbrücke wachehaltend sitzt und zu Hermodhr spricht: Reitet nur durch, der Bruder ist schon voraus. Arge Entstellung freilich ist es in unserem Liede, daß der Goldschmied mit seiner jüngsten Tochter die Brücke zerbrochen haben soll; das fehlt in den nicht-mitteldeutschen Fassungen, wo der Brückenzoll auch nicht in Edelstein und Gold besteht, sondern in Steinen und Beinen d. h. dem Letzten der durchziehenden Reiterschaar (vgl. Lewalter, Deutsche Volkslieder in Niederhessen, mit einfacher Klavierbegleitung, I 18).“