Das kleine Lebewesen, wie es als Wickelkind hilflos und auf Mutterliebe und Pflege angewiesen vor uns liegt, spielt in den ersten Monaten seines Daseins nicht, wohl aber wird mit ihm gespielt. Es vegetiert bloß, denn nur in Nahrung zu sich nehmen, viel Schlafen, tüchtig Schreien und einige Stunden wachendem Stillliegen oder Strampeln betätigt es sein Leben.
Scheinbar bewußtlos schaut der Säugling hinaus in die Welt, empfängt von ihr aber fortgesetzt Sinneseindrücke zur Weckung seiner Seele, bis zur Freude der Eltern das erste Lächeln sich einstellt und darum die ersten Spuren des Seelenlebens sich offenbaren.
Was gehört nun zur Unterhaltung des Kindes im ersten Jahre durch Mütter und Ammen?
a) Muttertändeleien und Koseworte sind seine erste Unterhaltung, viel heiteres und gestikuliertes Reden mit dem Kinde, von nichtigen, aber ihm wichtigen Dingen seiner Umgebung, nennen wir es Plaudern und Dahlen und tändelndes Scherzen, was zu seiner Unterhaltung dient. Was sollen aber Mütter dem Kinde vormachen. Das findet jede, auch die jüngste Mutter bald von selbst und besser als alle Erziehungsschriften ihr lehren könnten. Es ist, als das liebende Mutterherz ahnte, daß die ersten Eindrücke auf das Kind zur Bildung des Gemüts am wichtigsten und fürs ganze Leben bleibend sind.
Daran denkt der Dichter, wenn er wünscht
Muttersprach, Mutterlaut
wie wonnesam und traut
erstes Wort, das mir erschallet
süßes ernstes Liebeswort
erster Ton, den ich gelallet
klinge ewig in mir fort
b) Eine ebenso naheliegende als notwendige Unterhaltung des Kindes ist das b) Schaukeln auf dem Arme, unter Absingen beschwichtigender, zum Schlaf einlullender Liedchen (s. Nr. 313 ff).
c) Betasten einzelner Körperteile und zuletzt Krabbeln, was besonders beim Waschen und Ankleiden stattfindet, ist ferner eine Belustigung für Wickelkinder (vergl. die Reime 143–173)
