Haal up de Bruggen
Zwei Kinder, die sich bei den Händen fassen und die Arme hoch halten, bilden eine Pforte, durch welche die andern, sich hintereinander festhaltend und bückend, durchschlüpfen. Der Letzte wird von den beiden Pförtnern wo möglich abgeschnitten und gehangen. Zum Eingang wird gesprochen:
Haal up de Bruggen
haal dal de Bruggen
den leften, den wir fangen
de blift dar in behangen
oder auch:
„Dat Ostdoor“ dat is tobraken
morgen wollen wi´t wedder maken
mit´n Speigel, mit´n Dreier
Krunp unner dör, is wöhl“
oder nach Wolf´s Zeitschrift 4 , 305 aus Schleswig
holl op de Brüggen, holl op de Brüggen
de letzten wilt vi fangen
Der Gefangene wird nun gefragt, zu welcher Partei er gehören wolle und wird je nach seiner Antwort an die betreffende Partei verteilt. Die Fragen lauten:
„Wo wult dr hen? Na´n Himmel oder na´r Hölle?“
oder:
„Wat wult du sien, swarte oder witte Goos?“ (Geis, Ziege)
oder
„Hummel hummel Hering
rummel, rummel Stering
Wat wult sien: Haan oder Buk?
Laut den oben fulen Schelmen gaan! ( Bremer Kinderreime 59)
Die so durch Zufall gebildeten Parteien stellen sich in zwei Ketten, wo jeder sich fest an seinen Vordermann anklammert, einander gegenüber auf und die beiden vordersten, welche sich die Händee reichen, suchen nun jeder die Partei über einen Strich, der beide Parteien trennt, zu sich herüber zu ziehen. Die Überwundenen müssen schließlich unter den Tageln ( Plumpsäcken )der Sieger Spießruten laufen.
in: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1895) –> Fangspiele
Darin folgende Anmerkung: „Das hier erwähnte Osterdoor (Ostera-Thor) hat manche zu der Vermutung veranlaßt, das Bückenspiel sei ein Überrest altheidnischer Osterspiele, denn das Wort gemahnt an Ostara , die Göttin des Morgens und des aufgehenden Lichts , der zu Ehren Ostern sonst gefeiert wurde. Doch ist von einer altdeutschen Göttin Ostara in den Überlieferungen des Altertums keine Spur zu finden.“ (S. F. Kauffmann : Deutsche Mythologie , Stuttgart 1893 , S. 106) —
