Bertha läuft im Walde hin und her, zur Seite steht ein Räuber und etwas entfernt ihr Vater , ihre Mutter und ihr Bruder.
Bertha (für sich sprechend): Ich bin verwirrt in diesem Walde. Wenn ich gedenk an die Schlösser und Paläste, so möchte ich verzagen. Ich höre Fußtritte in diesem Walde. (zum Räuber:) Weißt du nicht , wer in diesem Walde ist?
Räuber: Nein!
Bertha: Sieh, es steht mit blut´gen Buchstaben an deiner Stirn geschrieben.
Räuber: Besinne dich auf Tod oder Leben?
Bertha: Auf Tod! – Darf ich noch drei Schreie tun?
Räuber: Ja.
Bertha: (kniend)
Den ersten Schrei den ich nur tu
den tu ich meinem Vater zu
ach Vater, Vater komm doch bald
denn ich muß sterben in dem Wald
Den zweiten Schrei, den ich nur tu
den tu ich meiner Mutter zu
Ach, Mutter, Mutter komm doch bald
denn ich muß sterben in dem Wald
Den dritten Schrei, den ich nur tu
den tu ich meinem Bruder zu
Ach, Bruder, Bruder komm doch bald
denn ich muß sterben in dem Wald
Bei jedesmaligem Schrei kommt der Angerufene und kniet zu ihr hin . Zuletzt ergreift er sie und ersticht sie
aus Tübingen , bei Meier „Schwäbische Kinderreime und Kinderspiele“ Nr. 439 (1850) – => Blaubart
nach Deutscher Liederhort (1893, Nr. 42) — Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897) —